Wir dürfen uns nichts vormachen. Es sieht nicht wirklich danach aus, als dass das gerade angebrochene Jahr besser würde als das abgelaufene. Der Krieg in Europa wird nicht verschwinden und ein Friedensschluss im Laufe diesen Jahres ist nichts als eine Hoffnung, die im Moment wenig Aussicht auf Erfüllung zu haben scheint.

Inflation und Rezession werden uns aller Voraussicht nach nicht verlassen. Und auch Corona schwelt weiter, endemisch heißt nicht ungefährlich. Die Masken sind wir schon lange über, aber sie werden uns wohl noch eine Weile begleiten. Keiner mag diesen Cocktail an Aussichten, aber es hilft auch nicht davor die Augen zu verschließen. Der Wunsch nach einem besseren Jahr 2023 ist nur zu verständlich. Er darf aber nicht dazu führen, die Augen vor der Realität zu verschließen. Denn dann wird das Erwachen nur zu schockhafter Ernüchterung führen. Diese herausfordernden Bedingungen zu ignorieren ist keine gute Idee. Pandemie und den Krieg ausschließlich dem bösen Ränkespiel einer unsichtbaren Elite anzulasten, die uns damit in ein globales Zwangssystem führen will, bringt vielleicht kurzfristig individuelle Erleichterung, aber keine Lösung. Im Gegenteil wird der Zusammenhalt unserer Gesellschaft damit weiter gestört. Der heraufbeschworene Umsturz wird nicht kommen, und selbst wenn, wird er nicht die Erlösung bringen. Probleme werden so nur weiter verstärkt und Lösungen sind so noch schwerer zu finden. Das heißt aber nicht, der Politik kritiklos und blind zu vertrauen. Politik wird von Menschen gemacht und Menschen machen Fehler und unterliegen dem Zeitgeist, der häufig das Sichtfeld verengt. Das darf und sollte ausgesprochen werden. Das ist Teil sich den Realitäten zu stellen, zu lernen damit umzugehen. Das ist gleichermaßen Hoffnung und Chance: Eine Chance neue Wege zu eröffnen, die es uns auch ermöglichen mit weiteren bösen Überraschungen umzugehen. Denn das Potential für weitere Probleme ist international sehr hoch. Nur, wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir antizipieren und reagieren und in eine Zukunft steuern, die irgendwann einmal wieder berechenbarer und ruhiger wird. Und das haben wir uns verdient!

Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer, Director Innovation and TIME des Diplomatic World Institute

Foto-Quelle: www.pixabay.com

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