In einer dem Anlass angemessenen Dinner-Speech am Vorabend der diesjährigen Gottfried von Haberler Konferenz in Liechtenstein hielt der renommierte deutsche Kolumnist dem aktuellen Zustand der Demokratie den Spiegel vor.

Dinner Speech mit dem deutschen Kolumnisten Jan Fleischhauer über "Freiheit" am Vorabend der 18. Gottfried von Haberler Konferenz in Vaduz

Die Konferenz beleuchtet jährlich unterschiedliche Aspekte des Themas „Freiheit“. Da konnte der Redner frei vom Leder ziehen, über Gendern und Cancle Culture, mit Anekdoten aus der Schreibwerkstatt, wo die freie Meinungsäußerung auf immer größere Widerstände stößt, gerade an Universitäten und intellektuellen Kulturzirkeln: „Ich glaube, es hat nie eine bravere, angepasstere Generation von Linken gegeben als die Truppe der Wokeness, die jetzt an den Hochschulen und Kulturinstitutionen den Ton angibt. Ein falsches Wort und man ist erledigt.“

Aus diesen Kreisen heraus, beobachte der streitbare Kolumnist, ergreift die Angepasstheit auch die früher rebellische Jugend: „Auch so bricht man Jugendprotest das Genick: Indem man die Kinder zur Demo fährt, und dann am Straßenrand steht und applaudiert, wenn Finn und Anika für die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels demonstrieren.“

Jan Fleischhauer auf der XVIII. Gottfried von Haberler Konferenz in Vaduz

Andere Stimmen werden nicht einfach kritisiert, sondern gezielt diffamiert, als „rechts“ oder als „antifeministisch“, wobei die Sozialen Medien das Instrument der Wahl sind. Arrivierte Kommentatoren wie er oder Henryk M. Broder können dem Druck routiniert widerstehen, schlechter aber die jüngeren Kollegen. „Man weiß ja, wie das geht: erst steht man prominent im Netz, dann heißt es: „Können wir den noch einladen, der verbreitet angeblich antifeministische Texte. Dann ist man plötzlich ein umstrittener Autor. Und die Zeiten, als „umstritten“ ein Ehrenzeichen war, sind definitiv vorbei. Wenn heute etwas die intellektuelle Szene auszeichnet, dann das Bedürfnis nicht anzuecken.“

Sein nüchternes Fazit: „Ich glaube, grundsätzlich gesprochen: Wir Deutschen haben ein Problem mit der Freiheit. Wir finden es abstrakt ganz gut, aber nicht, wenn es konkret wird.“

Fotos: Silvia Abderhalden

Ein Gedanke zu „Fleischhauer über die Freiheit“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert