Ich war unterwegs in einer südlichen europäischen Metropole und bestellte mir per App ein Fahrzeug. Die App lotste mich dann an den Abholpunkt. Ich müsste über eine Straße und sollte 50 Meter vor der Ampel warten. Das Fahrzeug sollte in 15 Minuten kommen.

Es kam auf der Straße, die ich gerade überqueren musste, bog dann entgegengesetzt ab und für noch einmal einen weiten Bogen, um nach einem zusätzlichen Kilometer an meinem Abholpunkt anzukommen. Wäre ich an der alten Stelle stehengeblieben, hätte ich gut 5 Minuten früher einsteigen können. War es ein technischer Fehler in der App? Nein, es war volle Absicht, wie ich bald feststellte.
Der App-Betreiber wurde von der Stadtverwaltung auf Druck der mächtigen eingesessenen Taxi-Lobby in einen Deal gedrängt. Wenn man dort in der App nach einem Fahrzeug sucht, bekommt man zuerst ein (deutlich teureres) Taxi angeboten. Wenn man aber die billigere Konkurrenz vorzieht, dann kommt diese deutlich später, in der Regel so 10 Minuten. Das Fahrzeug wird aber gleich in Bewegung gesetzt, was man in Echtzeit in der App beobachten kann. Wie ich danach noch einige Male feststellte, werden die Fahrzeuge auf teils bizarre Umwege geschickt, um auf keinen Fall früher beim Kunden zu sein.
Ich muss länger warten (wenn ich nicht deutlich mehr bezahlen will), der Großstadtverkehr wird weiter aufgebläht und umweltfreundlich ist es auch nicht. Es geht allein darum, die Privilegien des traditionellen Taxigewerbes zu bewahren. Der Dinosaurier wird geschützt, damit er sich nicht anpassen oder gehen muss. Eine Weile geht das vielleicht gut. Wir kennen das aus früheren Innovationsphasen. In England fuhren noch jahrelang Heizer, also Kohleschipper, auf den Dieselloks mit, weil die Gewerkschaften das so durchgesetzt hatten. Die Frage ist, wie lange Kunden und innovative Anbieter dieses Spiel jetzt mitspielen.
