Wie angekündigt wollen wir im folgenden Beitrag noch einmal etwas detaillierter Rückschau halten auf das Deutsch-Tschechische Kolloquium, das die Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation am 22. Oktober 2022 abhielt. Unter dem Motto „Geschichte, Sprache und Kultur zwischen Hradschin und Wenzelburg“ traf man sich im neuen Deutsch-Tschechischen Kulturzentrum WENZELBURG in Lauf.

Mit Landrat und Bezirkstagspräsident Armin Kroder und Bürgermeister Thomas Lang (von links neben Dr. Ingo Friedrich und Konsul Hans-Peter Schmidt) gaben dem Deutsch-Tschechischen Kolloquium auch hochrangige politische Repräsentanten Laufs die Ehre (Foto: Horst Wunner)

Hierbei trafen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des FEK-Jahrestreffens (wir berichteten) nach einer einstimmenden Stadtführung auf „Böhmischen Spuren durch Regensburg“ per Bus mittags im mittelfränkischen Lauf ein. Dort wartete zunächst ein reichhaltiges Imbissbuffet zur Stärkung der einheimischen und angereisten Interessierten. Unter ihnen so illustre Gäste wie Hans-Peter Schmidt, ehemaliger Honorarkonsul der Tschechischen Republik in Nordbayern und Jahrzehnte lang Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung. Als Vorsitzender der Stiftung des Versicherungsriesen aus der Noris ist Schmidt seit über zehn Jahren auch Schirmherr der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. und überhaupt Anhänger des großen Kaisers des 14. Jahrhunderts, der so vieles anstieß, was wir Heutigen schätzen: er gründete in seiner Hauptstadt als Böhmens König, Prag, die erste Universität auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches und gab diesem 1356 mit der „Goldenen Bulle“ auch seine erste „Verfassung“.

Bernd D. Rill referierte über Kaiser Karl IV. in dessen Laufer Kaisersaal (Foto: Horst Wunner)

Bernd Dieter Rill aus München, der Vorsitzende des EUROjournal Redaktionskollegiums, konnte im ersten Vortrag des Nachmittags auch gleich etwas mehr Licht in die Biographie des mittelalterlichen Herrschers bringen. Der Historiker beschäftigte sich in seinem Referat vor allem mit der territorialen Politik des Luxemburgers, der durch geschickte Maßnahmen eine Landbrücke von seinem böhmischen Territorium bis vor die Grenzen der Freien Reichsstadt Nürnberg schaffte – ein Gebiet, das in der späteren Geschichtswissenschaft „Neuböhmen“ getauft wurde und weite Teile der heutigen Oberpfalz und des östlichen Mittelfrankens umfasste. Etwa alle 25 Kilometer ließ der Kaiser eine Burg ausbauen, so dass nach jedem Tagesmarsch den Monarchen eine Heimstatt erwartete. Nach Sulzbach und Hersbruck war der letzte Stützpunkt auf dieser später „Goldenen Straße“ benannten Route vor der Kaiserstadt Nürnberg die Wenzelburg zu Lauf, die der Kaiser so oft besuchte, wie keine andere.

Thomas Viewegh brachte dem Publikum die kunsthistorischen Besonderheiten der Wenzelburg nahe (Foto: Wolfgang Otto)

Auf den Ruinen einer älteren, geschliffenen Wittelsbacher Burg wurde ab den 1350er Jahren auf einer Pegnitzinsel die Wenzelburg nach Vorgaben des Kaisers selbst errichtet. Eine der wohl profundesten Experten für die Bau- und Kunstgeschichte der Wenzelburg, für die sich im Volksmund in den letzten Jahrzehnten der Begriff Wenzelschloß eingebürgert hat, ist Thomas Viewegh aus Ansbach. Unterstützt durch zahlreiche Abbildungen, die der Chef vom Dienst des BR-Studios Franken mit böhmischen Wurzeln erst in den letzten Tagen vor der Veranstaltung extra für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums aufgenommen hatte, gab der Historiker einen wunderbaren Einblick in das große Ganze, ohne den Blick auf kleine, aber charmante kunsthistorische Details zu unterlassen. Ganz im Fokus natürlich dabei auch der Historische Wappensaal, in dessen Mauer um 1360 die Wappen der wichtigsten böhmischen Adelsfamilien, aber auch weiterer Geschlechter im Hofstaat Kaiser Karls IV. kunstvoll eingemeißelt und anschließend koloriert wurden.

Links: Unter dem Banner der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. trugen sich Karel Boruvka (sitzend), Gerhard Danzl (links) und Dr. Ingo Friedrich (rechts) in das Goldene Buch der Stadt Lauf ein. Bezirkstagspräsident Armin Kroder, Bürgermeister Thomas Lang und Konsul Hans-Peter Schmidt (von links) beobachten die Szene. Rechts: FEK-Präsident Honorarkonsul Dr. Gerhard Krüger bei seiner Begrüßung der Kolloquiumsteilnehmer (Fotos: Horst Wunner).

Der besagte zentrale Raum in der Wenzelburg war denn auch Schauplatz eines besonderen Programmpunktes: im Beisein von Laufs Erstem Bürgermeister Thomas Lang und Mittelfrankens Bezirkstagspräsidenten Armin Kroder trugen sich die drei anwesenden Laureaten der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV., Dr. Ingo Friedrich (2007), Botschafter a.D. Karel Borůvka (2011) und Polizeidirektor a.D. Gerhard Danzl (2013), in das Goldene Buch der Stadt Lauf ein. Die drei Politiker unter den Genannten, Vizepräsident des Europaparlaments a.D. Dr. Friedrich, Landrat Kroder und Bürgermeister Lang, hatten nach den Begrüßungsworten von FEK-Präsident Dr. Gerhard Krüger das Engagement der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation gewürdigt und ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, das Deutsch-Tschechische Kolloquium möge eine feste Einrichtung werden.

Herbert Pöhnl gab eine Einführung in sein Foto-Projekt „Begegnungen-Setkaní“ (Foto: Wolfgang Otto)

Dies sei auch der Wunsch der FEK, bekräftigte denn auch Moderator Prof. Dr. Wolfgang Otto, der sich freute, dass auch sein Stellvertreter im Vereinsvorstand, Neudrossenfelds Bürgermeister Harald Hübner, nach Lauf gekommen war. Bevor es in eine kleine Pause ging, wurde in einem weiteren Programmpunkt die Fotoausstellung „Begegnungen – Setkaní“ vom Spiritus rector dieses Projekts, Herbert Pöhnl aus Viechtach, vorgestellt. Seit mehreren Jahren fangen Pöhnl und sein Kooperationspartner Manfred Stern mit der Kamera Szenen des Alltagslebens dies- und jenseits des einstigen „Eisernen Vorhangs“ ein. Ihr Werk, das weiter wächst, wurde schon an diversen hochrangigen Stellen – etwa in Prag, aber auch im Bayerischen Landtag, ausgestellt. Und nun eine kleine Auswahl auch in der Wenzelburg Lauf.

Dr. Andreas Wehrmeyer sprach von den musikalischen Verbindungen zwischen Bayern und Böhmen (Foto: Horst Wunner)

Nachdem die Kolloquiumsteilnehmer die Werke Herbert Pöhnls und eine brandneue Wanderausstellung der FEK zur Europamedaille Kaiser Karl IV. begutachtet hatten, ging es in den Schlussakt der Veranstaltung, in der der Musikwissenschaftler PD Dr. Andreas Wehrmeyer aus Regensburg über die musikalischen Verbindungen zwischen Bayern und Böhmen referierte. Der Leiter des am Bezirk Oberpfalz etablierten Sudetendeutschen Musikinstituts machte auf die profunde Forschung zur Thematik, die immer wieder auch in hochklassige Publikationen mündet, aufmerksam und stellte die Parallelen, aber auch Unterschiede in der Musikgeschichte dieser Region dar. Man wolle dieses Thema auch bei künftigen Kolloquien miteinander vertiefen, die Örtlichkeit des Kaisersaales eigne sich, wie Konsul Hans-Peter Schmidt versicherte, dabei auch perfekt für konzertante Aufführungen.

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

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