Mit Trauer hat die Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation (FEK) vom Tode des Alterzabtes Pater Notker Wolf von St. Ottilien erfahren. Der langjährige Abtprimas der weltweiten Benediktiner Kongregation verstarb am 2. April nach der Rückkehr von einer Pilgerreise nach Italien, die Pater Notker geistlich betreut hatte.
Der große Kirchenmann und ebenso profunde Universalgelehrte – neben der Theologie befasste sich Professor Wolf in seinen Studien in Rom und München auch mit Philosophie, Zoologie, Astronomie und Geschichte – wird den Pilgern dabei nicht nur geistlicher Ratgeber, sondern auch nahezu unerschöpflicher Wissensquell zu den zahlreichen kunsthistorischen Besonderheiten gewesen sein. Als solchen hat den Ordensmann auch der italienische Schriftsteller Paolo Rumiz kennengelernt. Dies war 2019 bei seinen Recherchen zum Buch „Der unendliche Faden“. Aus diesem Anlass bereiste der Triestiner, in seiner Heimat bekannt für seine stets über bloße Reiseführung hinausgehende Literatur, zahlreiche Benediktinerklöster in verschiedenen Ländern, immer auf der Spur des Heiligen Benedikt und seiner Wirkung für die Werdung Europas. Dazu traf man sich auch in St. Ottilien vor den Toren Münchens, wo der junge Werner Wolf 1961 sein Abitur abgelegt hatte und noch im selben Jahr unter dem Ordensnamen Notker in das Kloster eintrat. Es folgte nach der Priesterweihe 1968 bereits drei Jahre später der Ruf auf den Lehrstuhl für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie der Päpstlichen Hochschule Sant`Anselmo in Rom.
Im Jahre 1977 wurde Notker Wolf als Nachfolger von Viktor Josef Dammertz zum Erzabt der Abtei St. Ottilien gewählt, von wo es nach 23 Jahren segensreicher Arbeit zur Übernahme des Generalamts der Benediktinischen Konföderation ging. Mehrfach wurde seine Wahl bestätigt, so dass er mit 16 Jahren Amtsdauer der dienstälteste Generalabt nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Seine Zeit nach der Emeritierung 2016 verbrachte der auf so vielen Gebieten aktive Ordensmann – seine Mitgliedschaft in der Rockband „Feedback“ war dabei sicher die außergewöhnlichste Beschäftigung – wieder in St. Ottilien. Dort ermöglichte die Buchlesung von Paolo Rumiz im Oktober 2020 ein persönliches Kennenlernen des beeindruckenden Ordensmannes. Unter Corona-Bedingungen in kleinstem Kreise philosophierten Alterzabt Notker und Paolo Rumiz im Klosterladen von St. Ottilien. Dies konnte im Juni 2021 wiederholt werden, als bei den virtuellen Neudrossenfelder Europatagen der einstige Abtprimas die Laudatio auf den FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. Preisträger Paolo Rumiz hielt. Dabei war der Laudator aus St. Ottilien, der Laureat aus Triest zugeschaltet. Wir werden dem außergewöhnlichen Gottesmann stets ehrendes Andenken bewahren.
Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto