Am 22. April begeht Dr. Theo Waigel seinen 85. Geburtstag. Redaktionskollegium und Chefredaktion des EUROjournals wie auch Vorstand und Kuratorium der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation (FEK) e.V. wünschen dem Träger der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. dazu Gesundheit, Zufriedenheit und Gottes reichen Segen.

Segen, wie er über dem Leben und Wirken des Ausnahmepolitikers zweifellos lag und liegt. Dabei wurde es dem Sohn eines im schwäbischen Oberrohr (Altlandkreis Krumbach) aktiven Nebenerwerbslandwirts und Maurerpoliers nicht an der Wiege gesungen, zu einem der herausragenden europäischen Staatsmännern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu werden. Im April 1939, wenige Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geboren, war der Beginn des Lebensweges Theodor Waigels keineswegs einfach. Der langjährige Spitzenpolitiker hat die „Gnade der späten Geburt“ seiner Generation, wie es sein Weggefährte Dr. Helmut Kohl einmal formuliert hat, stets als Auftrag, Privileg und Verpflichtung zugleich gesehen. Ganz nah sind der Familie Waigel die Schrecken des Krieges gekommen. Sein 13 Jahre älterer Bruder bezahlte den Größenwahn des NS-Regimes 1944 als ganz junger Mann mit dem Leben, im selben Alter konnte der Jubilar Ende der 1950er Jahre in Krumbach sein Abitur ablegen und anschließend in München das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften beginnen.

Parallel zu Studium und Promotion, mündend in den Eintritt in den Staatsdienst (1967) war Theo Waigel seit 1960 politisch in der Jungen Union Bayern und der CSU aktiv. Sein schwäbischer Landsmann Anton Jaumann, damals Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium, ließ den aufstrebenden jungen Mann als persönlicher Referent in die Berufspolitik schnuppern. Bald war Waigel Vorsitzender der Jungen Union (1971-1975) und ab 1972 Mitglied des Deutschen Bundestags. Diesem blieb Theo Waigel bis zu seinem Ausscheiden 2002 und damit 30 Jahre lang erhalten, lange als Chef der CSU-Landesgruppe. Die Fähigkeiten des Ausnahme-Politikers blieben Bundeskanzler Kohl nicht verborgen und als dieser 1989 eine Regierungsumbildung vornahm, konnte sich der nach Franz-Josef Strauß` Tod im Herbst 1988 zum CSU-Parteivorsitzenden gewählte Waigel nicht länger verweigern und trat in die Bundesregierung als Finanzminister ein. Dieses zu allen Zeiten besonders anspruchsvolle Ministerium wurde von Dr. Waigel bis zum Regierungswechsel 1998 so lange wie von keinem anderen Politiker in der Bundesrepublik geführt.

Es waren äußerst bewegte Zeiten: kaum war der Schwabe im Amt, da tat sich die historische Chance und Aufgabe auf, die Deutsche Wiedervereinigung zu realisieren – wie alle wissen, vor allem auch ein wirtschaftlicher und finanzpolitischer Kraftakt. Der auch deshalb gemeistert werden konnte, weil es da einen Finanzminister Theo Waigel gab. Mindestens ebenso wirkmächtig war der bayerische Schwabe wenige Jahre später bei einem nicht weniger anspruchsvollen Projekt, dessen erfolgreiche Umsetzung dem Bundesfinanzminister weltweite Bekanntheit und Anerkennung brachte: die Umsetzung der europäischen Währungsunion – durchaus auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen –, gipfelnd in der Übernahme von Waigels Vorschlag für die Bezeichnung der neuen europäischen Währung „Euro“ durch den Europäischen Rat im Jahre 1995. 22 Jahre später war dies der Grund, warum die FEK dem „Vater des Euro“ die Europamedaille Kaiser Karl IV. antrug. Der dreifache Vater, in zweiter Ehe mit der ehemaligen Skirennläuferin Dr. Irene Epple-Waigel verheiratet, nahm diese Ehrung zur großen Freude des Vereinsvorstands an und wurde zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten Prof. Dr. Otmar Issing, ehemaliges Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank, im Frühjahr 2017 im Neudrossenfelder Schloß ausgezeichnet.

Ein großer Tag in der Geschichte der Neudrossenfelder Europatage: im Juni 2017 nahm Dr. Theo Waigel die FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. entgegen (Foto: Michael Matejka).

Auch in den Folgejahren hat der Past-Laureat immer wieder wohlwollend von den Neudrossenfelder Europatagen Kenntnis genommen, so wie die Europatage-Familie mit Freude die nach wie vor ungebrochene Vitalität und in zahlreichen Veranstaltungen und Interviews zum Ausdruck gekommene Klarheit in seinen politischen Überlegungen und Aussagen. Ad multos annos rufen wir aus der Ferne zu!  

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

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