Ein neues Buch reist ihr entlang von Hirschau nach Kladruby in Westböhmen
Der Handelsweg zwischen der Reichsstadt Nürnberg und Prag hatte schon seit dem 13. Jahrhundert eine große wirtschaftliche Bedeutung. Ihre Blütezeit hatte die Straße unter Kaiser Karl IV. erreicht. Die heutige Autobahn A6, Teil der Europastraße 50, auch als Via Carolina bezeichnet, folgt weitgehend dem Verlauf des mittelalterlichen Handelsweges. Begeben wir uns auf eine Zeitreise in die Ära von Kaiser Karl IV., als die „gulden straß“ eine überaus wichtige Ost-West-Verbindung war, welche die heutige Frankenmetropole Nürnberg mit dem Königreich Böhmen verband. An der historischen Verbindung wurden Burgen errichtet und zahlreiche Pflegämter hatten hier ihren Sitz. Die berührten Orte waren privilegiert, wurden militärisch gesichert und kamen daher zu wirtschaftlichem Wohlstand. Auf Geheiß des Kaisers, der zu seinen Hoftagen auf der Kaiserburg in Nürnberg residierte, führte die Route in Richtung Weiden, Neustadt, Bärnau, Tachau, über Pilsen nach Prag.
Kaufleute transportierten auf der viel bereisten Route, teils unter Geleitschutz, hier allerlei Waren und Güter. Der Handel über Grenzen hinweg ist und war die Voraussetzung für Mobilität. Zeit war damals wie heute ein wichtiger Faktor. Zwar änderte im Verlauf der Jahrhunderte die Verbindung zwischen Böhmen und Bayern ihren Verlauf, blieb jedoch vom Spätmittelalter bis hin zum Ende des 18. Jahrhunderts die wichtigste Handels- und Verkehrsroute der beiden Königreiche.
Im 16. Jahrhundert hatte sich der Straßenverlauf etwas geändert. Hirschau wurde zu einem Schnittpunkt. Hier begann die „Verbotene Straße“. Die weiter südlich verlaufende und kürzere Route führte über Wernberg, Leuchtenberg, Vohenstrauß, über den Grenzübergang Waidhaus (Rozvadov) nach Pfraumberg (Přymda) und schließlich zur Klosterstadt Kladrau (Kladruby), wo sich die beiden Handelsstraßen wieder vereinigten.
Der kürzere Zeitaufwand als auch der Transport verderblicher Güter, welche man auf dem kürzesten und schnellsten Weg ans Ziel bringen wollte, setzte sich bei den Geschäftsleuten immer mehr durch. Hier gab es auch keinen Pflasterzoll und keine Zollstationen. Um die Kaufleute und Lieferanten zu zwingen, auf der „Goldenen Straße“ zu bleiben. erließ der Kaiser ein Verbot, das unter Strafe stand.
Nach dem Tod Karls IV. weichte das Verbot auf und die Kaufleute gingen wieder langsam dazu über, den Weg über die „Verbotene Straße“ zu wählen, da der Höhenübergang bei Bärnau ein zu umständliches Hindernis darstellte, welches man umgehen wollte. Für die Handelszüge war die Goldene Straße schon von jeher eine wichtige territoriale Verbindung. Nach dem Zweiten Weltkrieg trennte der „Eiserne Vorhang“ für 45 Jahre die „Verbotene Straße“.
Der Autor Rainer Christoph beleuchtet in seinem neusten Werk zunächst die politisch unruhigen Zeiten, als man innerhalb von sechs Tagen von Nürnberg nach Prag reisen konnte. Er stellt alle Orte mit ihren Sehenswürdigkeiten auf beiden Seiten der Grenze ausführlich vor und gibt einen Einblick in die Adelsgeschlechter wie die Leuchtenberger und Waldauer oder die Herren von Schwanberg und die Fürsten von Kolowrat, die alle eine wichtige Rolle spielten. Amüsante Begebenheiten und Wissenswertes rund um die zahlreichen Städte und Ortschaften entlang der Route runden die kurzweilige, informative Lektüre ab.
Das kürzlich im Regionalverlag Eckhard Bodner erschienene Buch „Die Verbotene Straße“ hat 244 Seiten und zahlreiche Abbildungen. Es ist zum Preis von 26,90 Euro im Buchhandel erhältlich. Der Autor Rainer J. Christoph beschäftigt sich seit längerem mit der Goldenen Straße zwischen Nürnberg und Prag. Zudem engagiert sich der Verfasser in vielfältigen, grenzübergreifenden Projekten zu Tschechien. In diesem Zusammenhang wird auch auf das Buch „Sagenhafte Goldene Straße“ verwiesen, das erste gemeinsame deutsch-tschechische Buch, das der 1996 gegründete Förderverein „Deutsch/Tschechische Schulen an der Goldenen Straße“ auf den Weg brachte.
Von Kollegiumsmitglied Hans-Peter Weiß