Ein Standardwerk über das Leben der Menschen an und mit dieser Grenze.

„Des is vobotn, oba a Sünd is a ned“ pflegten einst die Leute im Raum Schönsee zu sagen, wenn sie über das Schmuggeln redeten. Geschädigt werde ja lediglich der Staat, dachte man sich. In der Zeit bis zum Ende des 2. Weltkrieges gehörte das zu ihrem Alltag. Bis dahin wurde so ziemlich alles geschmuggelt, was es auf jeweils der anderen Seite der Grenze billiger oder seltener gab als in der Heimat. Ein uraltes Delikt. Der Schmuggel im ärmlichen Grenzland war gesellschaftlich über Jahrhunderte hinweg tief verwurzelt. Waren es früher Salz, Zucker, Süßstoff, Tabak, Schuhe, Stoffe oder auch Vieh und Hopfen, sind es heute Rauschgift, Waffen, Spirituosen, Zigaretten und Böller.

Nachdem 1990/91 die tschechoslowakische Staatsführung entlang der bayerisch-tschechischen Grenze auf einer Länge von 360 Kilometern den Stacheldrahtzaun hatte abbauen lassen, war der 1. August 1991 für die Leute im Schönseer Land ein Tag der Freude. Der alte Grenzübergang in Friedrichshäng wurde wieder eröffnet, wenn auch nur für Fußgänger und Radfahrer. Diese können hier die „Grüne Grenze“ im sogenannten kleinen Grenzverkehr nur mit Ausweis ohne Probleme passieren.

Der Grenzübergang in Friedrichshäng.

An das Paschen, wie man hier im Grenzgebiet zum Schmuggeln sagte, erinnert seit 2007 das Freilichtspiel „Pascher – Die Nacht der langen Schatten“. Alljährlich lockt es zahlreiche Besucher zum Eulenberg bei Friedrichshäng. Dort rückt die Grenze ganz nah an das Grenzwirtshaus Gerstmeier heran, wo sie mitten durch den Stadel geht. Glücklicherweise ist die Zeit vorbei, in der der „Eiserne Vorhang“ die Bayern und ihre böhmischen Nachbarn trennte. Dazu erschien kürzlich im Regensburger Pustet Verlag das Buch „Bayern und der Eiserne Vorhang 1945-1990“. Der Autor Markus Meinke schuf gleichsam ein Standardwerk zu den Grenzsicherungssystemen der DDR und der Tschechoslowakei. Er geht ein auf den Auf- und Ausbau des „Eisernen Vorhangs“, auf die Grenzsicherung mit Wachtürmen, Stacheldrahtzäunen, Minenfeldern, Selbstschussanlagen und den Dienst der schwer bewaffneten Grenzsoldaten sowie die wenigen Möglichkeiten der Durchlässigkeit. Ein eigenes Kapitel ist dem „Schmuggel über den Eisernen Vorhang“ gewidmet.

Im Freilichtspiel „Pascher“ wird auch Vieh über die Grenze getrieben. Im Theaterstück „Irrlichter“ fährt sogar ein Panzer auf (alle Fotos: Hans-Peter Weiß).

Da den Landkreis Schwandorf nur ein kurzes Stück Grenze mit der Tschechischen Republik verbindet, gibt es nur zwei Grenzübergänge für Fußgänger und Radfahrer: Friedrichshäng und der weiter südlich gelegene Übergang in Schwarzach bei Stadlern. Der nächste für Kraftfahrzeuge benutzbare Übergang ist Tillyschanz beim Markt Eslarn.

Das jüngst im Verlag Friedrich Pustet erschienene Buch „Bayern und der Eiserne Vorhang 1945-1990“ hat 432 Seiten und ca. 30 teils farbige Abbildungen. Es ist zum Preis von 49,95 Euro im Buchhandel erhältlich. Der Autor Markus Meinke, Jahrgang 1977, ist seit 2012 wissenschaftlicher Angestellter beim Bezirk Oberpfalz, wo er auch grenzüberschreitende Kooperationen mit der Tschechischen Republik betreut.

Von Kollegiumsmitglied Hans-Peter Weiß

Zum Foto oben: Unser Kollegiumsmitglied Hans-Peter Weiß stellte Dr. Meinkes Buch „Bayern und der Eiserne Vorhang 1945-1990“ im Rahmen des EUROjournal Forums beim Deutsch-Tschechischen Kolloquium im November 2023 vor (Foto: Johann Fischer).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert