Interview mit dem BBV-Präsidenten Walter Heidl

In Begleitung des Kulmbacher Steuerberaters Gerhard Müller, der als Aufsichtsrat bei einer Sitzung des Landwirtschaftlichen Buchführungsdienstes in München weilte, traf unser Kollegiumsmitglied Horst Wunner letzte Woche Walter Heidl, den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Er nutzte die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem obersten Repräsentanten der Landwirte im Freistaat.

Herr Präsident, können Sie uns ein kurzes Bild über die aktuelle Lage der Landwirtschaft in Bayern zeichnen?

W.H.: Die Landwirtschaft stöhnt sehr unter der immer mehr zunehmenden Regulierungswut und Bürokratie auf politischer Ebene. Da wird ihr zu viel zugemutet. Ein großes Problem ist auch: Der ständige Preisdruck des Lebensmittelhandels und die deutlich gestiegenen Erzeugungskosten.

Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Agrarpreise und die Betriebsmittelkosten?

W.H.: Erst Corona, das die Lieferketten nachhaltig ins Wanken gebracht hat, und nun die durch den Krieg ausgelösten Handelserschwernisse auf den internationalen Märkten. Wie alle anderen Branchen steht die Land- und Forstwirtschaft vor großen Herausforderungen. Zwar sind die Erzeugerpreise, insbesondere im Ackerbau, angestiegen, werden aber durch deutlich höhere Kosten für Düngermittel, Energie und Futtermittel aufgezehrt.                                                    

Bereitet Corona immer noch Schwierigkeiten?

W.H.: Die Landwirtschaft wurde als systemrelevant eingestuft, weil Lebensmittel gebraucht werden – das war für uns wichtig. Gleichzeitig wurden aber auch höhere Anforderungen gestellt, zum Beispiel bei Arbeitsschutz und Hygiene. Das gilt immer noch und treibt die Kosten.

Schauen Sie trotz der vielen Probleme mit ein bisschen Optimismus in die Zukunft?

W.H.: Ja, weil mittlerweile allen bewusst wurde in der Pandemie und angesichts der Kriegssituation, welch hohen Stellenwert die Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung hat. Wir dürfen hier auf alle Fälle nicht von Importen abhängig sein, wie wir es gegenwärtig bei der Energie erleben. Daher erwarte ich mir, dass Politik, Gesellschaft und Handel endlich Rahmenbedingungen schaffen, die der heimischen Landwirtschaft ein Überleben ermöglichen.

Das Interview führte Kollegiumsmitglied Horst Wunner

Zum Foto: Walter Heidl aus Simbach im Landkreis Dingolfing-Landau ist seit zehn Jahren Präsident des Bayerischen Bauernverbands (Foto: Horst Wunner).

Dazu noch eine Anmerkung des Autors zu seinem Besuch in der Zentrale des Bayerischen Bauernverbands: Einen Blick speziell in die oberfränkische Landwirtschaft gewährte uns der in Rimlas bei Bad Berneck geborene Gunter Nüssel, Enkel des legendären früheren Bayerischen Landwirtschaftsministers Simon Nüssel (1924-2015). Den Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Buchführungsdienstes in Bayern, ein Insider, sorgt die anhaltende Trockenheit im nördlichsten Regierungsbezirk des Freistaates, die intensiver sei als im Rest Bayerns. Das schmälere die erwarteten Erträge und am Schluss bleibe weniger übrig. „Die steigenden Agrarpreise fangen die höheren Kosten nicht auf“. Er sehe da wenig Spielraum. Diese Entwicklung werde den Strukturwandel in Oberfranken beschleunigen und einige Betriebe zum Aufgeben zwingen. Daher müsse der Landwirt in der heutigen Form weitere Einnahmequellen erschließen, von der Direktvermarktung bis zu erneuerbaren Energien.

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