Am vergangenen Wochenende fand in Neunburg vorm Wald, Lauf an der Pegnitz und Regensburg das 4. Deutsch-Tschechische Kolloquium statt. In den kommenden Tagen werden wir über die vielseitigen Aspekte dieses Treffens berichten, das am 22. November im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung im Neunburger Rathaus mit der Akademie Ostbayern-Böhmen startete und am 24. November mit zwei interessanten Führungen auf den Spuren von Krieg und Frieden in Regensburger Museen endete.

Denn Anfang soll aber der Bericht zur Übergabe der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. an Honorarkonsul a.D. Dipl.-Kfm. (Uni) Hans-Peter Schmidt aus Sengenthal bilden, die sicherlich den Höhepunkt des 4. Deutsch-Tschechischen Kolloquiums bildete.

Es war eine echte Premiere. Denn erstmals wurde im Rahmen des Deutsch-Tschechischen Kolloquiums die höchste Auszeichnung der FEK, die seit 2001 an ausgewählte hochrangige Persönlichkeiten aus ganz Europa verliehen wird, nicht im Rokokosaal des Neudrossenfelder Schlosses im Rahmen der Europatage, sondern in der Wenzelburg Lauf vergeben. Im Kaisersaal der Laufer Burg, der die Person, derer man mit der Europamedaille gedenkt, einst selbst Statur und Namen gab, wurde nun eine weitere vortreffliche Person mit dieser Auszeichnung der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation e.V. bedacht. Hans-Peter Schmidt, von 2010 bis 2022 Honorarkonsul der Tschechischen Republik, hat mit seinen 82 Jahren als einstiger Wirtschaftskapitän und vielseitig ehrenamtlicher und wohltätiger Mentor und Mäzen alle hochrangigen Ehrenzeichen und Auszeichnungen unseres Staatswesens erhalten, seine jüngste Auszeichnung teilt der bei Neumarkt in der Oberpfalz lebende Freund und Förderer der deutsch-tschechischen Beziehungen aber mit lediglich 25 anderen hervorragenden Frauen und Männern.

In der Laufer Wenzelburg erhielt Hans-Peter Schmidt (2. von rechts) von Botschafter a.D. Karel Borůvka, Prof. Dr. Wolfgang Otto und Dr. Gerhard Krüger (von links) die FEK-Europamedaille überreicht (Foto: Sabine Watzlawik).

Wenzel, so der zusammen mit Botschafter a.D. Mag. Karel Borůvka die Laudatio vornehmende Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Wolfgang Otto, sei zum einen der Name der mythologisch aufgeladenen Gründerpersönlichkeit des böhmischen Staatsgedankens im 10. Jahrhundert, aber auch der Taufname besagter spätmittelalterlicher Herrscherpersönlichkeit auf des Heiligen römischen Reiches Königsthron gewesen, die der FEK-Medaille ihren Namen gab. Nicht jeder auf diesem Throne sei Kaiser und schon gar nicht heilig gewesen, was auch die allermeisten Preisträgerinnen und Preisträger der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. nicht für sich in Anspruch nehmen würden.

Die Person des Kaisers Karl selbst, der – in Deutschland fast vergessen und regelmäßig mit dem Großen aus Aachen verwechselt  – noch heute im Nachbarland in einem kürzlich erhobenen Ranking der größten tschechischen Staatsmänner auf dem Spitzenplatz landete, hat posthum und noch mehr zu Lebzeiten jede Menge Kritiker gehabt, wobei sich Richtung und Urheberschaft der Kritik über die Jahrhunderte ganz nach dem jeweiligen Zeitgeist änderten. Hier gelte wohl der fromme Wunsch „Wenn schon nicht Gerechtigkeit, dann doch zumindest Gnade den Lebenden und Friede den Toten“.

Es gibt aber Taten und Leistungen in der 32jährigen Königsherrschaft des Kaisers, die zumindest heute ausschließlich positiv gesehen werden. Dazu gehört sicher die Gründung der ersten staatlichen Universität in seinem Wirkungskreis im Jahre 1348 in Prag oder die Schaffung einer ersten Form von Verfassung mit der Goldenen Bulle wenige Jahre später. Taten, für die Karl IV. von nicht wenigen seiner Zeitgenossen übrigens eher belächelt oder kritisiert denn gerühmt oder gefeiert wurde, weil sich diese dadurch ihrer Privilegien beraubt sahen. Überhaupt galt der in Frankreich erzogene und im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger überaus gebildete Böhme vielen in seiner Zeit als zu belesen und „zu friedlich“. Der die Auszeichnung vergebenden FEK lassen diese Eigenschaften die Person Karl natürlich in besonders positivem Lichte erscheinen.

Apropos Frankreich: dort hatte der jugendliche Wenzel auch seinen neuen Namen Charles oder Karl erhalten, dem wohl französischsten und zugleich deutschesten aller Vornamen. Der böhmischste ist wohl bis heute Vaclav oder Wenzel. Und so benannte der junge Kaiser nicht nur seinen Sohn und Nachfolger, sondern als er das Land entlang der Pegnitz in Besitz genommen hatte auch seine neue Lieblingsburg in Lauf nach dem Nationalheiligen. Der Sohn Wenzel – und das hat er mit den Nachkommen nicht weniger großer Frauen und Männer wohl gemein – war euphimistisch ausgedrückt glücklos in seinem Wirken und gehört zu den Herrschern des Mittelalters, die weder den Zeitgenossen noch uns Heutigen als ehr-würdig erscheinen. Aber auch hier solle gelten „Friede den Toten!“

Es ist auch die unrühmliche Rolle seines Nachfolgers, die die Ära Karls im Nachklang als deutlich freundlicher erscheinen ließ, gleichwohl aber auch den Anfang vom Ende der luxemburgischen Epoche darstellt. Immerhin waren aber fast alle nachfolgenden Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation direkte Nachfahren „unseres“ Karl IV. gewesen.

Der jüngste Laureat der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. vor der Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Lauf an der Pegnitz im Wappensaal Kaiser Karl IV. und mit seinem Nachfolger als Honorarkonsul der Tschechischen Republik, Paul Heinz Bruder aus Fürth (Fotos: Wolfgang Otto).

Sehr viel erfreulicher sei die „Vaterschaft“ des langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Nürnberger Versicherung und Honorarkonsuls der Tschechischen Republik Dipl.-Kaufmann Hans-Peter Schmidt anzusehen. Diese wurde nicht nur durch die Anwesenheit seiner Tochter Prof. Dr. Susanne Schmidt-Pfeiffer und seines Enkels Niklas Pfeiffer in Fleisch und Blut, sondern auch in Stein mit der wunderbaren Lokalität der Preisverleihung eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es sei dem bis im Vorjahr als Ehrenvorsitzender der Stiftung der Nürnberger Versicherung amtierenden Schmidt zu verdanken, dass man zum wiederholten Male im wunderbar sanierten Kaisersaal, wenige Meter vom noch legendäreren Wappensaal gelegen, tagen könne, so der Leiter der Chefredaktion des EUROjournals. In zehnjähriger Vorbereitung und Umsetzung wurde im Zusammenspiel mit Freistaat Bayern, Stadt Lauf und Landkreis Nürnberger Land letztlich das geschaffen, was heute als Deutsch-Tschechisches Kulturzentrum Wenzelburg bekannt ist.

Ein weiterer in mehrerlei Hinsicht großer böhmischer Karel, der Kuratoriumsvorsitzende, FEK-Laureat und Botschafter a.D. Karel Borůvka, ehemaliger Vizeaußenminister der Tschechischen Republik, schlug in dieselbe Kerbe und erzählte im Beisein vom Vertreter des Generalkonsulats München, Konsul Pavel Bednář, und Schmidts Nachfolger als nordbayerischer Honorarkonsul Paul Heinz Bruder, von seiner ersten Begegnung mit dem Laureaten. Als scheidender Generalkonsul in München bahnte Borůvka 2009 die Bestellung Schmidts zum Honorarkonsul seines Landes an. Er sei vom Auftreten und der Kenntnistiefe Hans-Peter Schmidts vom ersten Moment an sehr beeindruckt gewesen.

Hans-Peter Schmidt habe denn auch den Ruf und die Bedeutung Karls IV. nach allerbesten Kräften promulgiert, ja im besten Wortsinn propagiert. Wer zu Königsberg als Sohn einer Pragerin geboren wurde und zudem nach dem Kriege in Regensburg einen Teil seiner Schulbildung genoss, der habe die Liebe zur Geschichte dieses Heiligen Römischen Reiches mit all seinen Tragödien, aber auch großen Errungenschaften, wohl in die Wiege gelegt bekommen, mutmaßte wiederum Otto. Und diese Liebe zeigte sich nicht erst im Kampf um das Deutsch-Tschechische Kulturzentrum, sondern – um nur ein Beispiel zu nennen – bereits bei der länderübergreifenden  Ausstellung zum 700. Geburtstag des Kaisers Karl IV. 2016/17 in Nürnberg und Prag. Die beiden Träger auf bayerischer Seite dieser bayerisch-tschechischen Landesausstellung, das Haus der Bayerischen Geschichte und das Germanische Nationalmuseum gehörten zu den unzähligen großen, aber auch kleineren Profiteuren der Tatkraft des Laureaten. Die ganz im Sinne der Versöhnung und Völkerverständigung stehende Ausstellung vor acht Jahren stand im wohltuenden Kontrast zu den großen Karl-Ausstellungen 1978 zum 600. Todestag, die – mitten im Kalten Krieg – nicht unbeeinflusst vom „Wettlauf der Systeme“ blieben. Es sei eine große Freude, dass man heute zusammen in einem geeinten Europa das Deutsch-Tschechische Kolloquium abhalten und Herrn Hans-Peter Schmidt ehren dürfe, lobte der Vorstandsvorsitzende die markante Rolle des Laureaten zur bayerisch-böhmischen Verständigung.

Dieser unterstrich in seiner Entgegnung die große Liebe zum Nachbarland, als er über die Vorzüge insbesondere der Hauptstadt Prag referierte und bedauerte, wie wenige Nürnberger ihre Partnerstadt erst besucht hätten. Dabei sei Prag nach London und Paris auf Platz eins die zweitbeliebteste Touristenstadt in Europa und der Weihnachtsmarkt in der Prager Altstadt der wohl schönste, rührte Hans-Peter Schmidt ebenso die Werbetrommel wie für das im kommenden Jahr bevorstehende 35. Jubiläum der Nürnberg-Prager Städtepartnerschaft, aber auch die Altdorfer Wallenstein-Festspiele (tschechisch Valdštejna). Diese fänden ebenfalls wieder im Jahr 2025 statt. An der Freilicht-Aufführung der Schiller-Fassung zum Leben und Sterben des Generalissimus aus dem Dreißigjährigen Krieg sind 1000 Laien-Darsteller beteiligt. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass auch dieses Spektakel in Hans-Peter Schmidt einen wirkmächtigen Schirmherrn hatte.

FEK-Präsident Dr. Gerhard Krüger, Laufs Erster Bürgermeister Thomas Lang, Landrat Armin Kroder, Neudrossenfelds Bürgermeister Harald Hübner und Konsul Pavel Bednář grüßten in der Wenzelburg den neuen Laureaten (Fotos: Wolfgang Otto)

Neben den Laudatoren würdigten auch Bürgermeister Thomas Lang aus Lauf, der Bürgermeister der Europagemeinde Neudrossenfeld, Harald Hübner, der Landrat des Landkreises Nürnberger Land, Armin Kroder, sowie Konsul Pavel Bednář und FEK-Präsident Honorarkonsul Dr. Gerhard Krüger in ihren Grußworten die Persönlichkeit des jüngsten FEK-Preisträgers, dem wir ein „Ad multos annos“ zurufen.

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

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