Auch die Filmindustrie wird aktuell durcheinander gewirbelt – und das mit großer Dynamik:  Künstliche Intelligenz, kurz KI, verändert aktuell alle Branchen, auch wenn die Entwicklungen noch ganz am Anfang stehen. Was kommt also auf uns zu und wie wird KI bereits genutzt. Dieser Frage ging das Filmhaus Frankfurt im Rahmen der diesjährigen „Creative Week“ auf einer Podiumsdiskussion nach.

Die Experten kamen alle aus dem Frankfurter Großraum und setzen bereits aktiv Künstliche Intelligenz, KI, ein. Das ist insofern bemerkenswert als der ChatGPT-Entwickler OpenAI mit seiner generativen KI erst vor knapp einem Jahr an die Öffentlichkeit gegangen ist. Auch International schlägt das Thema bereits hohe Wellen, wie etwa der gerade beigelegte Streik der Drehbuchautoren in den USA zeigt. „Der Streik machte durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass man mit seiner Unterschrift unter einen Vertrag alle Rechte für die nächsten 20 Jahre abgibt, ohne zu wissen, was dann sein wird“, sagte Moritz Becherer, Drehbuchautor und Creative Producer bei Planet 9 Pictures. Dabei ist er insgesamt eher optimistisch: „Empathie, das ist etwas, das eine KI nicht hat, und Persönlichkeit werden immer wichtiger.“ Davon lebt aber jedes gute Manuskript. KI könne unterstützen, aber nicht ersetzen.

Auch Oliver Arnold, Produzent und Geschäftsführer der U5 Filmproduktion gibt sich entspannt: „Es ist ein Tool, das hilft Content zu erstellen“. Es gäbe auch noch eine ganze Menge an Fragen: „Etwa die nach dem Urheberrecht. Und jeden Tag kommen neue Tools heraus, da kommt man gar nicht mehr mit. Aber die gängigen nutzen wir alle.“ Er würde es vor allem einsetzen, um Ideen zu checken: Wenn die KI einen Plot kreiert, der unserer Idee entspricht, dann kann diese Idee doch nicht so gut sein.“

Klaudia Magdalena Krasinski studiert Animation und Games an der Hochschule Darmstadt, hDA, und benutzte KI für den Kurzfilm „I’m Pallas“, den sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeit produzierte: „Ich habe alle gängigen KI Tools benutzt, ich habe auch viel selbst gemacht, weil sehr viel noch gar nicht geht. Der KI-Anteil ist aber sehr hoch.“ Der Film, dessen Story und Bilder in weiten Teilen mit KI kreiert wurden, ist durchaus beeindruckend und überzeugt durch eine Produktionsqualität, die vor kurzem für Einsteiger noch völlig unbezahlbar gewesen wäre. Trotzdem findet sie die aktuelle Situation durchaus als bedrohlich. „Ich habe ja noch nicht einmal angefangen zu arbeiten und ich weiß nicht, wie sich die Arbeitsumfelder entwickeln werden.“

Martin Streit von der hDa ist nicht Prüfer bei dieser Bachelorarbeit, aus Interesse war er aber bei der Vorstellung des Films dabei. An der Hochschule beschäftigt er sich mit Perspektive Forschung und StateOfTheArt. Seine Einschätzung des zukünftigen Arbeitsmarktes: „Ich werde nicht durch die KI ersetzt, sondern durch jemanden, der sie beherrscht.“ Und ja, die Tools für die Filmproduktion werden kommen. „Bislang sehen KI generierte Bilder nach jeder Anfrage anders aus, damit kann man keine Geschichte durchgängig erzählen. Aber daran wird gearbeitet, das wird kommen.“

Thomas Schneider-Trumpp mit seiner Firma Playlist4You produziert unter anderem Animationsfilme: „Ich bin wenig optimistisch, denn alle, vor allem die großen Studios, wollen vor allem eins: Geld sparen.“ Und das dürfte sich vor allem bei Einsparungen bei der „Work-Force“ realisieren lassen. Allerdings sieht er durchaus  auch positive Möglichkeiten gerade im Trickfilm. „Wir sind gerade dabei Möglichkeiten zu entwickeln, das Clean-Up durch KI zu unterstützen.“ Die einzelnen Animationssequenzen die vom Animateur kommen, jeweils nur wenige Sekunden lang, müssen aufwendig bereinigt werden, das heißt sie werden bislang manuell durchgängig auf ein und dieselbe Strichstärke gebracht und coloriert. Das dauert für jede Sequenz bis zu sechs Stunden. „Da geht viel Zeit verloren, die wir einsparen wollen“, so der Trickfilmer.

Eines wurde jedenfalls in dieser Runde klar. Die Auswirkungen werden immens sein, wie es sich genau verändert, darüber kann bislang nur spekuliert werden. Die Entwicklung wird allerdings rasant voranschreiten. Der Moderator der Runde, Rafael Bujotzek, Redakteur und Reporter mit eigenem IT Beratungsunternehmen und Dokumentarfilmfirma InZwischenZeit:Filme: „Das Streikergebnis in den USA ist, dass KI auf Studioseite in den nächsten 5 Jahren keine Rolle spielen soll. Da fragt man sich natürlich, ob die Studios sich damit nicht selbst von der Entwicklung abkoppeln.“ Fünf Jahre sind in der KI eine lange Zeit. Nur der wird dabei oben mit schwimmen, der die KI beherrscht.

Bild von Sabine Lange auf Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert