Foto: Otmar Hitzelberger

Für den Hessischen Film und Kinopreis  war es ein Heimkommen in die Alte Oper in Frankfurt. 2019 war er dort letztmalig zu Gast gewesen, dann kam Corona. 2021 war man dann nach Offenbach ins kleinere Capitol ausgewichen und im vergangenen Jahr machte man das Experiment die Veranstaltung an drei Tagen and drei unterschiedlichen hessischen Standorten zu präsentieren. Jetzt also wieder großer Bahnhof mit rotem Teppich und einiger Prominenz.

Der Hessische Film und Kinopreis ist schon ein eigenartiges Konstrukt: Das Land ist stolz eines der wenigen Bundesländer zu sein, die ihre Filmschaffenden in einer eigenen Gala feiert, das machen sonst nur die, die eine große Industrie beheimaten, also etwa Bayern. Die Industrie in Hessen hingegen führt ein Schattendasein, die Filmförderung, auch wenn immer wieder auf Verbesserungen in den vergangenen Jahren verwiesen wird, rangiert im Vergleich mit anderen Bundesländern immer noch ziemlich weit hinten. Aber dann, einmal im Jahr die ganz große Bühne für ein überschaubares Angebot…

Dabei hat Corona doch auch in der Neuauflage am traditionellen Ort seine Spuren hinterlassen. Die Alte Oper war nicht so voll wie in früheren Jahren. „Es waren weniger Fachfremde da“, so die Beobachtung einer lokalen Filmemacherin. Und auch das Flying Buffet mit hessischen Kleinigkeiten vor der Preisverleihung entfiel, dafür verteilte ein Sponsor sein „Luxus“-Popcorn. Das passte zwar zum Thema Kino, aber weniger zum Rahmen einer Gala in der Alten Oper, und erfüllte auch nicht die Aufgabe die Mägen fit zu machen für den Preismarathon. Denn das Buffet wurde erst nach der Verleihung eröffnet, die auf zweieinhalb Stunden angesetzt war, dann aber doch etwa drei Stunden dauerte.

Die Preisverleihung selbst war sehr angenehm gelöst. Langweilig wurden diese drei Stunden jedenfalls nicht. Ein Problempunkt sind immer die Kinopreise, ein Massenpreis und eher eine Subvention an die hessischen kommunalen und nicht-kommerziellen Kinos, mit einem Betrag, den die Betreiber alljährlich in ihre engen Budgets fest einplanen können. Für die Kinos ist das wichtig, sowohl der Betrag als auch die Sichtbarkeit, für die Zuschauer ist es häufig ein Fremdkörper. In diesem Jahr gab es kurze Intervieweinspieler mit Betreibern und die Preisverleihung wurde von der Brassband untermalt. Das funktionierte überraschend gut, war kurzweilig, ja, machte sogar Laune. Ein anderes grundlegendes Problem wurde von der insgesamt gelungenen Inszenierung nur unvollkommen überdeckt. In einem Bundesland mit überschaubarem jährlichen Filmausstoß nur lokale Produktionen auszuzeichnen, da stößt man schnell an Grenzen. Die Preise des Hessischen Rundfunks für die beste Nebenrolle, die beste schauspielerische Leistung allein und auch im Ensemble, gehen vor allem an Produktionen aus dem eigenen Haus. Dabei ist immerhin der Ensemble Preis eine richtig gute Idee.

Eine Ausnahme ist in jedem Jahr der Sonderpreis des Hessischen Ministerpräsidenten. Boris Rhein ließ sich in diesem Jahr von seiner Kultur- und Wissenschaftsministerin Angela Dorn vertreten, die auch die Ausrichterin der Gala ist. Preisträgerin in diesem Jahr war Alexandra Maria Lara, allein schon deren Biographie atemlos macht.

Alles in allem war es ein gelungener Abend. Für die kleine Hessische Gemeinde der Film- und Kinoschaffenden jedenfalls ist es ein Highlight, das sicher niemand missen will.

Hier geht’s zu allen Preisträgern und Kategorien: https://wissenschaft.hessen.de/kultur-erleben/der-hessische-film-und-kinopreis/hessischer-film-und-kinopreis-2023

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