Über den ersten Tag des 3. Deutsch-Tschechischen Kolloquiums am 2. und 3. Februar 2024 haben wir die letzten Tage bereits berichtet. Auch der Samstag war durchaus fußballerisch angehaucht, stellte sich inhaltlich aber weitaus breiter auf als am Vortag im Rahmen des Symposiums „Prag, Wien, Regensburg und der Fußball“. Zwölf Stunden war eine gut gelaunte Busladung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern vornehmlich aus Regensburg und dem Umland, aber auch aus der gesamten Oberpfalz, Mittelfranken, Unterfranken und Oberbayern unterwegs, um jede Menge Sprach-, Kultur-, Religions- und nicht zuletzt Fußballgeschichte mitzubekommen.   

Das fing schon auf der Hinfahrt an, als nach der Aufnahme von weiteren Teilnehmern bei Nabburg, vornehmlich Mitgliedern der FEK-Partnerorganisation Akademie Ostbayern-Böhmen unter ihrem Vorsitzenden Josef Schönhammer, erste interessante Informationen zu den auf dem Weg nach Prag auf der bayerischen Seite liegenden Ortschaften und Städtchen folgten. Hier hatte sich Dr. Wolfgang Janka, Mitglied des die Fahrt mitveranstaltenden Förderkreises AktionKulturSozial, einige Vorbereitungsarbeit gemacht. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit dem Schwerpunkt Ortsnamenforschung wusste so denn von der sprachlichen Herkunft der Orte entlang der „Goldenen Straße“ zu berichten. Die Ursprünge der Ortsnamen von Nabburg, Pfreimd, Vohenstrauß oder Pleystein, nicht selten auch mit slawischen Anleihen, wurden so präsentiert, ebenso wie auf der Rückfahrt zu Orten auf der tschechischen Seite, neben Prag zum Beispiel auch von Rokycany. Nach einem kurzen Stopp hinter der Grenze konnte der langjährige Mitarbeiter des Lehrstuhls für Slawistik der Universität Regensburg und ehemalige 2. Bürgermeister der Domstadt, Walter Annuß, einige kulturhistorische Hinweise zu rechts und links des Weges gelegenen Kulturschätzen präsentieren.

Angekommen im alten Prag (Foto: Hans-Peter Weiß)

In der „Goldenen Stadt“ angekommen, übernahm Christoph Mauerer, Wahl-Prager von Oberpfälzer Herkunft, das Kommando und führte die Runde, zu der in Prag auch ein tschechischer Wissenschaftler und der Kuratoriumsvorsitzende der FEK, Botschafter a.D. Karel Borůvka, stieß. Mit dem ehemaligen Generalkonsul Tschechiens in München und Botschafter in der Schweiz und Liechtenstein sowie dem Garchinger Astrophysiker, Publizisten und Menschenrechtsaktivisten Claudio Cumani waren an der Pragfahrt gleich zwei Preisträger von FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. und FEK-Freiheitsring an Bord. Überhaupt war die FEK mit Präsident Dr. Gerhard Krüger, Vorstandsvorsitzendem und Tagungsleiter Prof. Dr. Wolfgang Otto und einer seiner Stellvertreterinnen, Karin Gehlen, in der Spitze stark vertreten. So war es auch der Förderkreis AktionKulturSozial e.V. mit Gründerin Sabine Watzlawik und dem Vorstand um Wolfgang Otto, Ursula Wagner und Nils Ehrich, begleitet von etwa 20 weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, für die die 20. Mitgliederveranstaltung des Förderkreises ein weiteres Dankeschön für die tolle Unterstützung der AktionKulturSozial gGmbH bei diversen Veranstaltungen rund ums Jahr in Sachen Kind und Jugend gerechte Vermittlung von Geschichte, Archäologie und Denkmalschutz war.

Gruppenfotos vor dem Tschechischen Nationalmuseum mit Blick auf den Wenzelsplatz bzw. auf den beeindruckenden Museumsbau (Fotos: Hans-Peter Weiß/Sabine Watzlawik).

Eher diese Interessensgebiete deckte der erste große Programmpunkt in Prag ab. Das Tschechische Nationalmuseum am Wenzelsplatz gibt derzeit der bayerisch-tschechischen Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“ ein sehr würdiges Heim. Die ausgesprochen gut besuchte Ausstellung am Samstagmittag war von einem Teil der Gruppe bereits in Regensburg gesehen worden, umso interessanter war die Präsentation in Prag, die – mit Ausnahme der Tatsache, dass die Objektbeschreibungen neben tschechisch nur in englischer Sprache zu finden waren – sehr ansprechend ist. Beginnend mit den abgedunkelten Räumen am Anfang der Ausstellung, die den der Barockzeit vorausgehenden Dreißigjährigen Krieg symbolisieren. Hell wird es dann in den Räumlichkeiten, die Kultur, Architektur, Politik und Glaube in der Zeit nach dem Westfälischen Frieden thematisieren. Hier lebte auch unser Führer durch die Ausstellung, der Doktorand und wissenschaftliche Mitarbeiter an der Westböhmischen Universität Pilsen ist, auf. Der aus Neukirchen beim Heiligen Blut stammende Christoph Mauerer konnte quasi aus erster Hand ein besonderes Ausstellungsstück beschreiben, nämlich die Wallfahrtsfigur aus dem kleinen Markt an der bayerisch-böhmischen Grenze, die in der Ausstellung pars pro toto für die Gegenreformation während und nach dem Dreißigjährigen Krieg präsentiert wird. Sehr profund konnte der Germanist und historische Kenner nicht nur der Religionsgeschichte, der auch Vorstandsmitglied der Ackermann-Gemeinde ist, Auskunft geben.

Christoph Mauerer hatte sich auf der Pragfahrt in Verbundenheit zum Regensburger Traditionsverein auch ein historisches Jahntrikot übergezogen. So ging es in die Ausstellung zur bayerisch-böhmischen Barockzeit (Foto: Wolfgang Otto/Hans-Peter Weiß)

Nach dem Ausstellungsbesuch ging es zu Fuß weiter durch die Äußere Prager Altstadt in das schön renovierte Bahnhofslokal „Masaryčka“, wo sich die Gruppe mit böhmischen Spezialitäten stärken konnte. Wieder zurück am Hauptbahnhof bestieg die Reisegruppe, der sich auch einige weitere Fußball-Interessierte ohne Bezug zu den veranstaltenden Vereinen angeschlossen hatten, wieder den Michl-Bus und fuhr auf den Letná hinauf, ein Hügel an der Altstadt von Prag, der seit jeher der Naherholungsort für die Einwohner der Millionenstadt war. Lange waren hier auch die großen Prager Fußballvereine zu Hause, wie Sparta, Slavia oder auch der DFC Prag, in den 1890er Jahren als ältester böhmischer Fußballverein gegründet. Auch hier wusste das DFC-Mitglied (der einstige Verein der vornehmlich jüdischen Pragerdeutschen wurde vor wenigen Jahren von ihm und anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern mit dem Hauptziel, die deutsch-tschechische Freundschaft wiederzubeleben, neugegründet) Christoph Mauerer beredt zu berichten. Er hatte diesen Programmpunkt von seinem Vereinskameraden Dr. Thomas Oellermann von der tschechischen Niederlassung der Friedrich-Ebert-Stiftung übernommen, der kurzfristig ausgefallen war. Wie schon am Vortag beim Fußball-Symposium bewies Mauerer auch hier profunde Kenntnis vom frühen Fußball, assistiert von Fußball-Chronist Udo Luy, der sich die Fahrt nach Prag ebenfalls nicht entgehen ließ. Beide erzählten von der Teilnahme des DFC an der ersten Deutschen Fußballmeisterschaft im Jahre 1903, das die Kicker vom Letná gegen den VfB Leipzig in Altona verloren. Zu jener Zeit war das DFC-Mitglied Professor Theodor Hueppe, ein früher Schüler des Robert Koch, erster Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Mit einem Blick über den Hradschin hinaus nach Westen konnten auch die monumentalen Flutlichtmasten eines imposanten Bauwerks erspäht werden. Das Strahov Stadion, benannt nach dem gleichnamigen Vorort von Prag, wurde ab 1926 (übrigens im selben Jahr wie das Regensburger Jahnstadion) errichtet und war nach dem Zweiten Weltkrieg das größte Stadion der Welt mit Platz für 250 000 Menschen. Neben Spartakiaden fanden hier u.a. Parteiveranstaltungen statt, heute befindet sich unweit davon das neue Slavia Stadion, während Sparta noch immer auf dem Letná spielt.

Die Rückfahrt wurde neben der erwähnten ortsnamenkundlichen Erläuterungen von Dr. Janka auch für die Vorstellung des Jahresprogramms der Akademie Ostbayern-Böhmen unter dem Motto „Mobilität“ genutzt – neben Josef Schönhammer nahmen von ihm auch Michael Koller sowie die Vorstandsmitglieder Johann Fischer und Wolfgang Otto sowie Hans-Peter Weiß, die drei Letzteren als Mitglieder des Redaktionskollegiums des EUROjournals bekannt, teil. Nach zwölf in der Tat bewegten Stunden endete am Abend zurück in Regensburg das Deutsch-Tschechische Kolloquium.

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

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