Seit ihrer Gründung 2009 befasst sich die Akademie Ostbayern-Böhmen e.V. mit Sitz im oberpfälzischen Neunburg vorm Wald damit, die Stärken der bayerisch-tschechischen Grenzregion herauszustellen. In Kooperation mit Städten und Gemeinden dieses sich seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ 1989/90 stark verändernden Raums, aber auch anderen Organisationen sowie fünf ostbayerischen Hochschulen und der Westböhmischen Universität Pilsen nimmt sich das ehrenamtliche Organisationsteam um den 1. Vorsitzenden Josef Schönhammer und dem Leiter der Programmkommission, Johann Fischer, jedes Jahr eines anderen für die Entwicklung der Region essentiellen Zukunftsaspekts an.
Ein Teil der Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmer schloss sich nach dem Symposium noch einem Rundgang durch das Freilandmuseum mit seinem Leiter Dr. Hammerl an (Foto: Johann Fischer).
Im Jahr 2024 ist dies nach „Künstlicher Intelligenz“ und „Recycling“ in den beiden zurückliegenden Sessionen die „Mobilität“. Das Auftaktsymposium fand diesmal am letzten Februar-Wochenende im Freilandmuseum Neusath-Perschen statt. Wie sich nicht erst beim abschließenden Rundgang mit Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl durch das in die vom Bezirk Oberpfalz getragene Institution integrierte Wegemuseum zeigte, ein mehr als passender Ort für die gewählte Thematik. Dr. Hammerl und Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl führten denn zum Auftakt auch gleich in die Geschichte der Mobilität in der Region ein. Bereits in der Jungsteinzeit wurde der zu jener Zeit vielleicht wichtigste Rohstoff – Feuerstein – aus dem niederbayerischen Abensberg in weite Teile des heutigen Deutschlands, aber auch Österreichs und Tschechiens „exportiert“. Dieser überraschende Aspekt ist ebenso nachzulesen im kürzlich von Dr. Appl und Alfred Wolfsteiner herausgegebenen Werk „Auf alten Wegen durch die Oberpfalz“ wie viele andere historische Facetten.
Josef Schönhammer (rechts), Vorsitzender der Akademie Ostbayern-Böhmen, mit den Referenten des Symposiums, von links Staatssekretär Tobias Gotthardt, Lena Roth, Manuel Lorenz, der Oberpfälzer Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl und Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl (Foto: Johann Fischer).
Doch nicht nur Geschichte stand im Blickpunkt des Symposiums im bis auf den letzten Platz besetzten Veranstaltungssaal des Freilandmuseums in der Nähe der Stadt Nabburg, wie die weiteren Beiträge zeigten. Am weitesten in die Zukunft blickte dabei wohl die wissenschaftliche Mitarbeiterin Lena Roth von der Partneruniversität Bayreuth mit ihrem Vortrag „Wandel zu einer nachhaltigen Mobilität,
Transfermöglichkeiten dieses Modells auf andere Regionen wie Ostbayern“. Wenngleich die Förderung des Zweiradverkehrs und des öffentlichen Personennahverkehrs in den städtischen Zentren der Grenzregion sicher ein guter Ansatz ist, scheitert diese im ländlichen Bereich und erst recht im grenzüberschreitenden Verkehr noch deutlich an der Realität, wie Manuel Lorenz, der verkehrspolitische Sprecher der IHK Regensburg und Kelheim ausführte. Alleine die in den nächsten Jahren anstehenden Sanierungsarbeiten an den Ost-West und Nord-Süd Bahnverbindungen (hier insbesondere die geplante Elektrifizierung) drohen zu einer angesichts der Klimaziele problematischen Verstärkung des individuellen Personenkraftverkehrs, aber auch des Lastverkehrs zu führen.
Die Verbesserung der Verbindung von Bayern und Böhmen aus verkehrspolitischer Sicht stellte Staatssekretär Tobias Gotthardt aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Landesentwicklung in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Die Strecke München – Prag leidet unter der fehlenden Elektrifizierung vor allem im in der Oberpfalz liegenden Streckenabschnitt. Es sei unrealistisch hier eine Fertigstellung der nötigen Maßnahmen vor 2040 zu erwarten. Die Hoffnungen Gotthardts, der sich auch viel Zeit für die zahlreichen Publikumsfragen nahm, beruhen hier vor allem auf einer stärkeren Nutzung des Wasserstoffs. Ein von der Fa. Siemens entwickelter Wasserstoff betriebener Nahverkehrszug, wie er auf einer Probestrecke bereits im Allgäu fährt, könnte hier eine sinnvolle Übergangstechnik darstellen.
Staatssekretär Tobias Gotthardt bei seinem engagierten Vortrag im Rahmen des Auftaktsymposiums der Akademie Ostbayern-Böhmen (Foto: Wolfgang Otto).
Das Thema „Mobilität“ wird in unterschiedlichen Facetten das Veranstaltungsprogramm der Akademie Ostbayern-Böhmen noch das ganze Jahr bewegen. Als nächstes sind u.a. Unternehmensbesuche bei MAN in Nürnberg und bei der Fa. Horsch, einem international führenden Produzenten von landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen aus dem Landkreis Schwandorf, geplant, im April außerdem die Teilnahme an Vortragsabenden der Technischen Hochschulen in Amberg und Regensburg.
Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto