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Als die erste MIPTV 1963 in Cannes ihre Pforten öffnete, glaubten viele nicht daran, dass eine Messe mit Fernsehprogrammen eine Zukunft hätte. Jetzt wird sie in der zweiten Aprilwoche tatsächlich zum letzten Mal stattfinden – nach 61 Jahren. Der Grund dafür ist nicht das fehlende Interesse an TV Inhalten – das Gegenteil ist der Fall – aber der Markt hat sich grundlegend gewandelt. Schon im vergangenen Jahr, als das 60jährige Jubiläum noch mit einem großen Feuerwerk an der Croisette gefeiert wurde, spekulierten Beobachter bereits mit dem Ende. Es kam also nicht überraschend, zu deutlich waren die Anzeichen. Schon vor Corona waren sowohl Aussteller- wie Besucherzahlen kontinuierlich rückläufig. Die Pandemie verstärkte das noch, während die MIPCOM im Herbst sich schnell zu alter Stärke zurückfand. Eines der Probleme der MIPTV war sicherlich, dass die wichtigen amerikanischen Programmriesen längst sich im Frühjahr auf die eigene Präsentation der neuen Formate LA Screenings konzentrierten, um dann im Herbst, gestützt durch heimische Publikumserfolge, in Cannes die große internationale Vertriebsoffensive zu starten.

Verstärkt wurde der Trend gegen die MIPTV sicherlich noch durch die Vielzahl neuer Inhaltemessen weltweit und dem Sparzwang in den Programmhäusern. Dabei fühlten sich jene, die dem negativen Sog widerstanden und weiter den Weg im Frühjahr an die Cote d’Azur fanden, auch in diesem schrumpfenden Rahmen sehr wohl. Termine waren nicht so eng getaktet, es gab Zeit Themen mit mehr Tiefe zu besprechen. Diese Qualität war dem Messebetreiber RX France freilich nicht werthaltig genug, zumal der Trend nach unten noch nicht gebrochen war. Was auch eine Rolle gespielt haben mag, ist, dass es offenbar unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft mit der Stadtverwaltung von Cannes gab. Die hatte vor sechs Jahren ihr TV-Serienfestival Cannesseries gestartet und bestand darauf, es mit der MIPTV zu verknüpfen. Es war ein offenes Geheimnis, dass das bei RX auf wenig Gegenliebe stieß, die lieber ein eigenes Konzept verfolgt hätten.

Statt der MIPTV wird es im kommenden Februar, parallel mit den London Screenings, die erste MIPLondon geben. Das ist aber nicht mit der alten Messe zu vergleichen. RX startete schon lange Satellitenmärkte an ausgewählten Standorten mit dem Ziel, den Stammmessen neue Aussteller und Besucher zuzuführen, ein bewährtes Rezept im internationalen Messegeschäft. In Cannes wird RX seine audiovisuellen Aktivitäten jetzt voll und ganz auf die MIPCOM im Oktober konzentrieren. Die war in den späten 1980ern entstanden, um den noch jungen Satelliten TV Markt zu bedienen, letztendlich aber die gleiche Zielgruppe wie im Frühjahr. So lange die Konkurrenz gering und der Markt im rasanten Wachstum war, funktionierte es recht gut, zwei mal im Jahr zu identischen Messen nach Cannes zu pilgern. Das ist heute anders.

Foto: MIPTV2023/RX France

An Obituary for a Pioneer of the Global Audiovisual Industry

When the first MIPTV opened its doors in Cannes in 1963, many did not believe that a trade fair for television programs would have a future. Now, it will indeed take place for the last time in the second week of April – after 61 years. The reason for this is not the lack of interest in TV content – quite the opposite – but the market has fundamentally changed. Already last year, when the 60th anniversary was celebrated with a grand fireworks display on the Croisette, observers were speculating about the end. So it was not surprising, the signs were too clear. Even before Corona, both exhibitor and visitor numbers were steadily declining. The pandemic exacerbated this, while MIPCOM in the autumn quickly regained its former strength. One of the problems of MIPTV was certainly that the important American program giants had long focused on their own presentation of new formats, the LA Screenings, in the spring, and then launched the major international distribution offensive in Cannes in the autumn, supported by domestic audience successes.

The trend against MIPTV was certainly reinforced by the multitude of new content fairs worldwide and the cost-cutting pressure in the program houses. However, those who resisted the negative pull and continued to make their way to the Cote d’Azur in the spring also felt very comfortable within this shrinking framework. Schedules were not so tightly packed, there was time to discuss topics in more depth. This quality was obviously not valuable enough for the trade fair operator RX France, especially since the downward trend had not yet been broken. What may also have played a role is that there were apparently different views on the future with the city administration of Cannes. Six years ago, they launched their TV series festival, Cannesseries, and insisted on linking it to MIPTV. It was an open secret that this was not well received by RX, who would have preferred to pursue their own concept.

Instead of MIPTV, there will be the first MIPLondon next February, parallel to the London Screenings. But this cannot be compared to the old trade fair. RX had long been launching satellite markets at selected locations with the aim of attracting new exhibitors and visitors to the main fairs, a proven recipe in the international trade fair business. In Cannes, RX will now fully concentrate its audiovisual activities on MIPCOM in October. It was created in the late 1980s to serve the still young satellite TV market, but ultimately targeted the same audience as in the spring. As long as the competition was low and the market was growing rapidly, it worked quite well to pilgrimage to Cannes for identical fairs twice a year. That is different today.

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