Am Dienstag wurde durch den Ministerpräsidenten der Tschechischen Republik Prof. Petr Fiala und den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“ feierlich im Regensburger Dom eröffnet. Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst begrüßte, Martin Baxa, Minister für Kultur der Tschechischen Republik hielt ein Grußwort, PhDr. Michal Lukeš, Generaldirektor des Nationalmuseums Prag und Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, führten kurz in die Ausstellung ein.

Beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellung im Donausaal des Hauses der Bayerischen Geschichte stellte Direktor Dr. Richard Loibl die Highlights der Ausstellung vor. Es ist eine Geschichte von Krise und Wiederaufbau: Am Anfang steht die Tragödie des 30jährigen Krieges. Bayern ist einer der großen Spieler,
erkämpft für den Habsburger Kaiser Böhmen und gewinnt die Kurfürstenwürde. Am Altstädter Ring in Prag wütet das kaiserliche Strafgericht. Böhmen muss wieder katholisch werden. Bayern ist über Jahrzehnte Kriegsgebiet und zählt am Ende zu den Verlierern. Nach der Katastrophe geht es um den Wiederaufbau. Seine Form findet er im Barock – in Böhmen wie in Bayern.

Aus den Verwüstungen entsteht ein gemeinsamer Kulturraum: Bauboom herrscht in beiden Ländern. Der Barock wird zelebriert. Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung in Regensburg und Prag vermittelt mit über 150 hochrangigen Originalen vorwiegend aus beiden Ländern die Vielfalt und den Reichtum einer Epoche großer Leidenschaften, von Abgründen und Illusionen, Himmel und Hölle.

Dr. Loibl bei seinem Eröffnungsvortrag im Regensburger Dom, im Hintergrund die Domspatzen (Foto: © Haus der Bayerischen Geschichte | Foto: www.altrofoto.de)

Eine Ausstellung, zwei Orte, zwei Jubiläen

1623, Regensburg: Auf dem Regensburger Fürstentag im Januar 1623 überträgt Kaiser Ferdinand II. die pfälzische Kurwürde und die Herrschaft über die Oberpfalz an den bayerischen Herzog Maximilian. Ein lang ersehntes Ziel bayerischer Politik scheint erreicht. Währenddessen bluten in Prag noch die Wunden des kaiserlichen Strafgerichts: Hinrichtungen, Vertreibungen, Zwangsbekehrungen, weitgehender Verlust der böhmischen Selbstständigkeit. Triumph und bittere Niederlage liegen eng
nebeneinander. All dies sind Folgen des „Prager Fenstersturzes“ von 1618 und der „Schlacht am Weißen Berg“ von 1620, wo der bayerische General Tilly mit der bayerisch-habsburgischen Armee das Ende des böhmischen Ständestaates besiegelte. Hier, in den vielfach verbundenen Ländern Bayern und Böhmen, hatte der Krieg angefangen, der 30 Jahre lang Mitteleuropa verheeren sollte.

  
1723, Prag: Es ist das Fest des Jahrhunderts – mit europäischer Ausstrahlung. In Prag werden der habsburgische Kaiser Karl VI. und seine Gemahlin Elisabeth Christine als böhmisches Königspaar gekrönt. Diese Machtdemonstration der Habsburger befestigt ihre Herrschaft über die Länder der böhmischen Krone. Vor allem aber soll sie die Thronansprüche konkurrierender Dynastien – auch der bayerischen Wittelsbacher – in die Schranken weisen. Und so entfesselte man eine barocke Pracht, die ihresgleichen suchte: Gottesdienste, Prozessionen, Bankette, eine Festoper im eigens errichteten Theater für 4.000 Personen. Die barocke Welt ist eine Schaubühne mit klarer Botschaft: alles zum höheren Ruhm der Herrscher von Gottes Gnaden.

  

Blick in die opulente Landesausstellung (Foto: © Haus der Bayerischen Geschichte | Foto: www.altofoto.de)


Krise und Neubeginn

Krise und Neubeginn – das ist der zugleich düstere und ermutigende Hintergrund dieser Zeit. Schon inmitten des Krieges mit seinen Verheerungen bisher unbekannten Ausmaßes, inmitten von Hunger und Seuchen, begannen weltliche und geistliche Bauherren mit großen Bau- und Dekorationsunternehmungen im barocken Stil. Vor allem nach dem Friedensschluss wurden Klöster und Adelsresidenzen, Pfarrkirchen und bald auch Profangebäude in Städten und Dörfern neu errichtet oder
zumindest erneuert. Ein noch nicht dagewesener Bauboom erfasste beide Länder, ein europaweit einzigartiger gemeinsamer Kulturraum entstand.  


Alles Barock!

Für die gemeinsame Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2023/24 zeichnen das Haus der Bayerischen Geschichte und das Nationalmuseum Prag ein opulentes Bild jener Epoche. Die Ausstellung wird von 10. Mai bis 3. Oktober 2023 im Donausaal des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg und ab 8. Dezember 2023 bis 8. Mai 2024 im Nationalmuseum im Herzen Prags präsentiert. Kostbare Originalexponate aus Tschechien, Deutschland und dem übrigen Europa machen die Vielfalt und den Reichtum einer Zeit großer Leidenschaften sichtbar. Sie zeigen den Glanz ebenso wie die Abgründe, den schönen Schein der Illusion ebenso wie die Bühnenmaschinerie, die alles am Laufen hält. Das barocke Spektakel umfasst schließlich alle Lebensbereiche, bezieht alle Stände mit ein und überwindet nicht nur Landes-, sondern auch die Konfessionsgrenzen: alles Barock!  

Freier Eintritt, kostenfreie Führungen und verlängerte Öffnungszeiten

In der Eröffnungswoche der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung bietet das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg seinen Gästen von Mittwoch, den 10. bis Sonntag, den 14. Mai freien Eintritt in die Landes- und Dauerausstellung. Außerdem gibt es in diesem Zeitraum kostenfreie Führungen durch die Barock-Schau, weitere Informationen unter www.hdbg.de

Von Dr. Andrea Rüth, Haus der Bayerischen Geschichte

Zum Foto oben: Ministerpräsident der Tschechischen Republik, Prof. Petr Fiala, Direktor Dr. Richard Loibl, Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg, Regensburg, Bayerischer Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, Bayerischer Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume (Foto: © Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg | Foto: www.altrofoto.de)

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