„Kennen Sie Litauen?“ Unter diesem Motto stand vom 9. bis 14. Mai 2023 die diesjährige Europa-Woche des Europaeums, einer Institution der Universität Regensburg. Neben Lesungen, Vorträgen, einer Foto-Ausstellung und einem Kino-Abend stand insbesondere litauische Kultur und Folklore im Fokus der Veranstaltungsreihe.
Abschließend luden die Veranstalter um die engagierte langjährige Geschäftsführerin des Europaeums, Frau Lisa Unger-Fischer M.A., am 14. Mai zu einem Litauischen Kulturnachmittag in die Räumlichkeiten des Kooperationspartners Evangelisches Bildungswerk. Hier standen unter Moderation von Diana Braun, Vorstandsmitglied des Ortsverbands Nürnberg der Litauischen Gemeinschaft in Deutschland, Sprache, Tanz und Musik im Vordergrund. Kongenial assistiert wurde Frau Braun von einer in litauischen Angelegenheiten ebenfalls hochversierten Persönlichkeit, Frau Rasa Weiß, Direktorin des Litauischen Gymnasiums in Lampertheim. Neben Informationen zum traditionellen Weberhandwerk Litauens, dem Ausschenken von litauischem Tee und Astkuchen waren Sprache und Musik die großen Themen des Nachmittags.
Eine Vorführung des litauischen Weberhandwerks zog auch die jüngeren Besucherinnen und Besucher in ihren Bann (Foto: Litauische Gemeinschaft Nürnberg).
So lasen Schülerinnen und Schüler der litauischen Schule in München zwei litauische Märchen vor und einzelne litauische Vokabeln, eine der ältesten Sprachen Europas, wurden für die Gäste erörtert. Diese wurden auch proaktiv in den berühmten litauischen Kanongesang involviert. Dazu war es den Veranstaltern gelungen, eine direkt aus dem litauischen Kreis Švenčionys im Osten Litauens angereiste Ethnokultur-Gruppe zu gewinnen. Diese spielte unter anderem auf einem mit dem heimischen Hackbrett sehr verwandten Instrument und sangen dazu traditionelle Weisen.
Mit Ziehharmonika und dem Cimbolai, einer litauischen Version des Hackbretts, erfreuten zwei Mitglieder der Ethnokultur-Gruppe aus Švenčionys die Zuhörerinnen und Zuhörer in Regensburg (Foto: Wolfgang Otto).
Doch nicht nur Sprache und Musik, auch die Tracht in dieser ursprünglich sehr heterogen bewohnten Region – Ende des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerungsmehrheit dort jüdisch mit großen litauischen, russischen und polnischen Minderheiten, wobei der Name Schwintzen auch von ehemals deutscher Besiedelung zeugt – war ein großes Thema. Dabei konnte sehr anschaulich gezeigt werden, wie sich die Bekleidung der Bevölkerung über die Jahrhunderte hinweg wandelte. Neben einer mittelalterlichen baltischen Frauentracht der vorchristlichen Zeit (die Litauer traten Ende des 14. Jahrhunderts mehrheitlich zum Christentum über, der Katholizismus bildet bis heute das mit Abstand verbreitetste Bekenntnis) wurde auch die ländliche Tracht des 19. Jahrhunderts anschaulich präsentiert und wie sich diese je nach dem Familienstand der Frau unterscheiden konnte.
Rasa Weiß, Direktorin des Litauischen Gymnasiums Lampertheim, und Wolfgang Otto mit den in Tracht gekleideten Mitgliedern der litauischen Ethnokultur-Gruppe aus Švenčionys (Foto: Litauische Gemeinschaft Nürnberg).
Es wurde reichlich Appetit auf die Fortsetzung der Auseinandersetzung mit der litauischen Kultur gemacht, die nun am kommenden Wochenende im Rahmen der Neudrossenfelder Europatage erfolgen wird. Prof. Dr. Otto, Vorstandsvorsitzender der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation, die bei der Europa-Woche in Regensburg Kooperationspartner war, lud die Anwesenden zur Veranstaltung in Oberfranken ein. Dort wird neben der Tanz- und Musikgruppe des Litauischen Gymnasiums in Lampertheim-Hüttenfeld auch der Folklorechor des Litauischen Kulturvereins RIDIGDO aus Stuttgart aktiv sein und die Gäste zwischen dem 19. und 21. Mai informieren und unterhalten. Bereits am Donnerstagabend war Otto mit einer historischen Einführung zum gezeigten Kinofilm „How we played the revolution“, der die singende Revolution in Litauen Ende der 1980er Jahre zum Thema hatte, beteiligt.
Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto
Zum Foto oben: Diana Braun (rechts) mit zwei Mitgliedern der Ethnokultur-Gruppe aus Švenčionys in mittelalterlicher Bekleidung (Mitte) und der Tracht des 19. Jahrhunderts (links) (Foto: Wolfgang Otto).