Initiator und Antragsteller war der mittelfränkische Europaabgeordnete Dr. Ingo Friedrich aus Gunzenhausen

Ein Kreis aus 12 Sternen auf blauem Grund. Seit 40 Jahren ist diese Flagge das Emblem der Europäischen Union. Initiator Dr. Ingo Friedrich (CSU) aus dem fränkischen Gunzenhausen blickt zurück auf den schwierigen Entstehungsprozess dieses Wahrzeichens.

Ingo Friedrich ist Europapolitiker der ersten Generation. 1979 wurde er in das Europäische Parlament gewählt. Heute, über 40 Jahre später, brennt er nach wie vor für Europa. Betreten Besucher die beiden Büros des Europäischen Wirtschaftssenats in Brüssel oder München, werden sie unmittelbar von der Europaflagge begrüßt. Sie hängt unübersehbar über seinem Schreibtisch. Die Flagge ist eine der größten Erfolge seiner Laufbahn. Viele Menschen wissen aber gar nicht, wie es zu diesem Symbol kam.

Der angebissene Apfel steht für Apple, die Sternenflagge für die EU. Schon immer gab und gibt es Marken und Symbole. „Ich kam aus der Wirtschaft. Mir war klar, dass wir auch für Europa ein gemeinsames, Identität stiftendes Symbol brauchen“, so Friedrich. Schnell wurde klar: Der junge Politiker traf damit den Nagel auf den Kopf. Zur damaligen Zeit hatte nämlich jede Institution in der EU ein eigenes Logo: Die Europäische Kommission verwendete ein großes E, das Parlament eine Flagge mit Lorbeerkranz, der Europarat seit 1955 die Sternenflagge und der Ministerrat war flaggenlos. „Es fehlte ein ganz Europa umfassendes Symbol“, so Friedrich. Aber genau das könnte den Wiedererkennungswert der Europäischen Union steigern.

Am 31. Oktober 1979 schließlich ging Friedrich das Problem an. Und stellte den vielleicht wichtigsten Parlamentsantrag seiner Laufbahn. Er plädierte im Parlament für die Notwendigkeit eines gemeinsamen Symbols und schlug dafür die heutige Europaflagge vor. Damit startete der junge Abgeordnete einen umfangreichen Prozess. „Der interne Abstimmungsprozess war schwierig“, so Friedrich. Ein Symbol für alle Institutionen und Mitgliedstaaten war nicht einfach zu finden. Manche wollten einen europaweiten Wettbewerb. Andere hätten die Zahl der Sterne gerne von der Zahl der Mitgliedsstaaten abhängig gemacht. Nach vielen Diskussionen in Ausschüssen und Plenarsitzungen wurde am 11. April 1983 die heutige Europaflagge als Symbol Europas endgültig verabschiedet. Das Europäische Parlament stand mit großer Mehrheit hinter Friedrichs Idee. Ob diese Flagge ein Erfolg wird, war damals noch unklar. Heute herrscht Gewissheit: Die 12 goldenen Sterne auf blauem Grund als Symbol Europas sind weltweit bekannt. Vielleicht sogar bekannter als Apples angebissener Apfel. Heute ist klar: Das gemeinsame Symbol hat die EU erkennbar und bekannter gemacht.

Und es gibt eine Geschichte hinter der Geschichte:

Von Bibelkennern werden die 12 Sterne nicht nur als Hinweis auf die zwölf Stämme Israels gedeutet. Die Offenbarung des Johannes (Kap. 12) wird noch konkreter: „Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau (…) und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.“ (Lutherbibel). Der biblische Bezug scheint klar. Doch war das auch der Grund, warum Ingo Friedrich sich für dieses Symbol entschied?

„Der christlich-kulturelle Bezug Europas war mir wichtig. Das gebe ich zu.“, so Friedrich. Europa habe eine über 1000jährige gemeinsame Geschichte. „Und unsere Länder verbindet vor allem das christliche Erbe.“ Aber auch die Zahl zwölf sei besonders. „Zwölf steht für Ausgeglichenheit und Vollkommenheit“, meint Friedrich. So gebe es zwölf Apostel, die zwölf Monate oder zweimal 12 Stunden täglich. Die Anzahl der Sterne sei auch nicht an die Mitgliedsstaaten gebunden. „Sonst müssten wir die Flagge bei jedem Ein-/ oder Austritt abändern.“

„Europa“, das möchte Friedrich anmerken, „ist das schönste Staatenprojekt auf der ganzen Welt.“ Es gebe keinen Zeitraum, in dem so lange Frieden in Europa herrschte. Die Flagge stehe für dieses großartige Projekt. Friedrich möchte diese Nachricht am Geburtstag der Flagge allen nachfolgenden Generationen mitgeben. Er steht neben der Flagge und liest seinen Antrag noch einmal durch. Man sieht den Stolz in seinen Augen. Er ist stolz, dass er an diesem Projekt mitbaute und immer noch mitbaut. „Seine“ Flagge ist ein Stück Weltgeschichte geworden.

Von Alexander Fitzner

Das EUROjournal pro management gratuliert seinem Kollegiumsmitglied Dr. Ingo Friedrich anlässlich dieses schönen Jubiläums von Herzen. Der ehemalige Vizepräsident des Europäischen Parlaments ist von Anfang an ein wahrer Freund von FEK und Neudrossenfelder Europatagen, die in Kürze (18.-21. Mai) wieder in Oberfranken stattfinden werden. 2007 erhielt Dr. Friedrich in deren Rahmen die FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV..  

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