Der Zeitzeuge und Journalist Berthold Dücker war am 11. Juli 2023 im historischen Runtingersaal der Stadt Regensburg zu Gast, um das Hauptreferat zur Eröffnung der Ausstellung aus Anlass der 70. Wiederkehr des „Volksaufstandes am 17. Juni 1953“ in der ehemaligen DDR zu halten.
Mitarbeiter des Amtes für Kulturelles Erbe der Stadt Regensburg unter Federführung der amtierenden Stabsstellenmitarbeiterin für Gedenkkultur, Oberstudienrätin Martina Köglmeier, gewähren neben der von der Zentrale für Politische Bildung erstellten Präsentation auch einen Einblick in die Schlagzeilen, die die Regensburgerinnen und Regensburger in den Tagen Mitte Juni 1953 beschäftigten. Zu sehen ist die Ausstellung für alle Interessierten während des Publikumsverkehrs im Stadtarchiv. Unterstützung erhielt die vielseitig engagierte Gymnasiallehrerin Köglmeier, die nebenamtlich auch als archivpädagogische Mitarbeiterin des Stadtarchivs wirkt, von Diplomarchivar Günther Handel und Historiker Dr. Roman Smolorz vom Historischen Museum. Der aus Oberschlesien stammende Fachmann für die Geschichte Osteuropas führte nach den Grußworten des SPD-Fraktionsvorsitzenden Dr. Thomas Burger, der die beim Bayerischen Städtetag weilende Oberbürgermeisterin vertrat, in die Thematik ein und zeichnete die Bedingungen und Voraussetzungen für die Erhebung nach.
Stadtrat Dr. Thomas Burger, Historiker Dr. Roman Smolorz und Organisatorin Martina Köglmeier führten in die Ausstellung ein.
Mit Spannung wurde dann vom trotz subtropischen Temperaturen bemerkenswert gut gefüllten Raum der Vortrag von Berthold Dücker aus Geisa erwartet. Der ehemalige Chefredakteur der Südthüringer Zeitung hatte – 1947 an der damaligen Zonengrenze geboren – seine Jugend in einer katholisch geprägten, Regime fernen Familie der damaligen DDR verbracht. Eindrucksvoll schilderte der nach seiner Flucht 1964 im benachbarten Hessen zum Journalisten ausgebildete Dücker die kleinen und großen Agitationen, die das totalitaristische System schon vor dem Mauerbau 1961 in die Schulen trug, um Eltern und Kinder gegeneinander auszuspielen.
Berthold Dücker, Initiator des Kuratoriums Deutsche Einheit, bei seinem Vortrag im mittelalterlichen Regensburger Runtingersaal (Fotos: Wolfgang Otto).
Nach dem Beginn einer Karriere in der bundesdeutschen Zeitungslandschaft entschied sich Berthold Dücker nach der friedlichen Wende in seine thüringische Heimat zurückzukehren und die Chefredaktion der Südthüringischen Zeitung zu übernehmen. Dort setzte sich der vielfach ausgezeichnete Journalist nicht nur für das Wiederentstehen einer freien Presse ein, sondern war maßgeblich am Erhalt des aufgelassenen US-Stützpunktes Point Alpha in seiner Heimatstadt Geisa beteiligt. Auf Initiative des heute 75jährigen Dücker wurde das Areal nicht nur unter Denkmalschutz in Erinnerung an ein prägendes Stück Zeitgeschichte gestellt. Es entstand unter seiner Ägide auch ein Grenzmuseum und das Kuratorium Deutsche Einheit, das seit 2005 den Point Alpha Preis für Verdienste um die Einheit Deutschlands und ein Europa in Frieden und Freiheit verleiht. Die Preisträger sind ausnahmslos politische Persönlichkeiten aus der ersten internationalen Reihe, wie Michail Gorbatschow, George Bush senior, Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Felipe González, Jean-Claude Juncker und Lech Walesa, aber auch ehemalige Bürgerrechtler wie Joachim Gauck, Wolf Biermann und Richard Schröder oder Institutionen wie das „Bürgerbüro“ oder ganz aktuell die Paneuropa-Union. Der Preis wird traditionell am ehemaligen „Tag der Deutschen Einheit“ begangen, dem 17. Juni, womit sich der Kreis zur Veranstaltung in Regensburg schloss.
Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto