Der Förderkreis AktionKulturSozial, einer der Partnerorganisationen der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation, hat in den letzten Tagen den Blätterwald, aber auch einige Radiowellen in Bayern zum Rauschen gebracht. Klar, dass hier auch das EUROjournal nicht hintanstehen möchte, das Ereignis vom Sonntag zu würdigen.
Was war geschehen? Im November 2022 war aus dem Kelten- und Römermuseum Manching der legendäre keltische Goldschatz spektakulär gestohlen worden. Dieser war in den 1990er Jahren bei Grabungstätigkeiten in der Marktgemeinde vor den Toren Ingolstadts aufgefunden worden und war einer der wesentlichen Gründe, weshalb hier im Jahre 2006 eines der führenden Museen zur Antike in Bayern eröffnet wurde. Hier werden, wie Markus Strathaus von der Museumsleitung am 30. Juli den knapp 40 Gästen aus Regensburg erläuterte, fast ausschließlich Originalfunde ausgestellt.
Warum hatte sich aber diese stattliche Anzahl von Mitgliedern des Förderkreises AktionKulturSozial nach Manching begeben? Wenige Wochen nach dem Raub der boischen Keltenmünzen aus dem 1. Jahrhundert vor Christus hatte die Kirchenmalerin und studierte Archäologin Stephanie Zuber die Idee, die gestohlenen Münzen mit Kindern und Jugendlichen nachbilden zu lassen. Der Rahmen war schnell gefunden: das kulturell und geschichtlich informierte Nachwuchsprogramm von AktionKulturSozial auf dem Regensburger Bürgerfest. Neben vielen anderen Aktivitäten wurden von über 300 jungen Freundinnen und Freunden der Geschichte die Goldmünzen, die ihren Ursprung wohl im Bereich der heutigen Tschechischen Republik hatten und sich wesentlich von den in Bayern immer wieder zu findenden „Regenbogenschüsselchen“ unterscheiden, nachgebildet. Dabei wurden unter fachmännischer Anleitung von Frau Zuber und anderen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern die 483 Münzen aus Fimomasse geknetet, geprägt und gebrannt. Anschließend wurden die Plättchen mit Hilfe des Abensberger Restaurators und Vergolders Ernst Feldmann, der ebenfalls zur Übergabe nach Manching gekommen war, mit Kompositionsgold, so genanntes unechtes Blattgold, fachmännisch „vergoldet“.
Junge Münzpräger auf dem Regensburger Bürgerfest im Juni (Foto: Helene Sedlmaier)
Bereits im Vorfeld hatten die Verantwortlichen der AktionKulturSozial, Gründerin Sabine Watzlawik und Förderkreis-Vorstand Prof. Dr. Wolfgang Otto, mit dem Kelten- und Römermuseum Kontakt aufgenommen. Dort wurde das Projekt der Regensburger Gruppe mit großer Begeisterung begleitet. Eine ursprünglich angedachte Übergabe vor Ort beim Bürgerfest war jedoch aufgrund des am selben Wochenende in Manching stattfindenden Kelten- und Römerfests nicht möglich gewesen. So entstand die Idee, die Stadt Regensburg möge den „Goldschatz“ bis zur Übergabe zu treuen Händen nehmen. Dies fiel wiederum bei der Stadtspitze sogleich auf fruchtbaren Boden, denn die Donaumetropole wird mit Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer von einer ausgebildeten Archäologin angeführt.
Zumindest aus der Ferne täuschend echt: der „Regensburger“ Keltenschatz (Foto: Helene Sedlmaier)
Das Stadtoberhaupt nahm sich am Sonntag dann auch viel Zeit, die Delegation aus Regensburg höchstpersönlich anzuführen und hatte den ebenfalls dem archäologischen Fund nachempfundenen Münzbeutel dabei, den am 18. Juni Stadtarchivar Lorenz Baibl entgegengenommen hatte. Ihr Pendant, Manchings Bürgermeister Herbert Nerb, und Markus Strathaus in Vertretung von Museumsleiter Tobias Esch (auch der Keltisch-Römische Freundeskreis Manching war in Person von Richard Krammer anwesend) nahmen sichtlich gerührt den nachgebildeten Münzschatz aus den Händen von Sabine Watzlawik, Stephanie Zuber und der Frau Oberbürgermeisterin entgegen. Dieser soll künftig im Eingangsbereich des Museums einen Ehrenplatz erhalten.
Freuten sich gemeinsam über eine gelungene Aktion: Stephanie Zuber und Sabine Watzlawik von AktionKulturSozial, Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Markus Strathaus von der Museumsleitung, Manchings Erster Bürgermeister Herbert Nerb (Foto: Helene Sedlmaier). Rechts: Die beiden kommunalen Vertreter mit einem Großteil der Regensburger AKS-Delegation (Foto: Franz Nopper).
Dass sich eine stattliche Anzahl von Berichterstattern eingefunden hatte, lag sicher auch an den jüngsten Entwicklungen im Kriminalfall Manching. Zwei Wochen vor der Übergabe waren vier Tatverdächtige festgenommen und auch ein Teil der Beute sichergestellt worden, wie befürchtet leider eingeschmolzen und damit ihres unschätzbaren geschichtlichen Werts beraubt. Der „Mittelbayerischen Zeitung“ aus Regensburg und dem „Donau-Kurier“ Ingolstadt war dieses Ereignis sogar die Titelseite wert, daneben berichtete auch bereits die „Regensburger Zeitung“, das Radioprogramm des Bayerischen Rundfunks und das Online-Radio Kulturkanal Ingolstadt ausführlich von der gelungenen AKS-Aktion, der – wie wir die Aktivistinnen und Aktivisten kennen – interessante weitere folgen dürften.
Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto