Das war doch mal wieder ein veritabler „Shitstorm“, der da über Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring- Eckardt niederging. Dabei hatte sie doch nur die deutsche Fußballnationalmannschaft loben wollen und fragte, ob eine ganz aus Weißen bestehende Mannschaft auch so gut wäre. Sie bezog sich dabei auf eine Studie, die der WDR im Vorfeld der Europameisterschaft veröffentlichte, der zufolge jeder Fünfte sich mehr Weiße in der Nationalmannschaft wünschen würde.

Vielleicht war Göring-Eckardts Formulierung etwas missverständlich, zumindest wenn man reflexartig ohne genau hinzuschauen reagierte. „Rassistisch“ war sie jedenfalls nicht, aber auch nicht „unpatriotisch“, was immer auch darunter zu verstehen ist. Die Reaktion zeigt einmal mehr wie emotional aufgeladen die Gesellschaft aktuell agiert, nicht zu ihren Gunsten. Auch das Ergebnis der WDR Studie verweist nicht zwingend auf „Rassismus“, sondern zeigt eher, dass viele von der Zuwanderung überfordert sind und sich von der Regierung in ihren Ängsten allein gelassen fühlen. Sie fühlen sich einfach nicht mehr im eigenen Land zu Hause.

Auch wenn die Ängste häufig überzogen sind, müssen sie doch ernstgenommen werden. Das unterblieb viel zu lange mit einem klaren Ergebnis, dass sich inzwischen immer deutlicher an den Wahlurnen zeigt. Was wir brauchen ist mehr Nüchternheit. Einen klaren, weitgehend von Ideologien befreiten Blick und Pragmatismus. Die Welt wird sich weiter globalisieren, trotz des aktuellen Trends zurück zur nationalen Interessenswahrung, den wir im Moment überall auf der Welt sehen. Wir sind inzwischen viel zu sehr zusammengerückt und die großen Probleme lassen sich nur mit kollektiver Anstrengung bewältigen, dass uns gar keine andere Wahl bleibt, uns zu globalisieren.

Aber wir müssen die Menschen mitnehmen. Wenn wir sie verlieren, dann steuern wir in die nächste Katastrophe. Im Moment jedenfalls reagieren wir viel zu reflexartig auf das, was wir glauben, was jemand gesagt hat, nicht auf das, was tatsächlich gesagt wurde – und auch noch in einer Weise, die den Dialog ausschließt. So trägt man jedenfalls nicht zu einer Problemlösung bei, im Gegenteil, man gießt noch mehr Öl ins Feuer.

Foto: Dieter Brockmeyer

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