Der aktuelle Verlauf des Bundestagswahlkampfes ist schier zum Verzweifeln. Auf der einen Seite sollte man meinen, dass die AfD Kanzlerkandidatin sich mit ihren Aussagen selbst demontiert. Das wäre vielleicht der Fall, wenn nicht einige der anderen Parteien durch ihr Verhalten ihr geradezu die Wähler wieder zutreiben würden.

Ich rede nicht von der CDU/CSU und deren Kanzlerkandidaten. Machen wir uns mal ehrlich: Sind alle Wähler der sogenannten Alternative rechtsradikal? Wohl kaum. Sie wählen die Partei, weil sie die einzige ist, die bislang bestimmte Themen aufgegriffen hat. Am Erstarken der AfD haben die Altparteien zum Teil selber schuld. Erst ignorierte man die wachsende Zahl Nichtwähler, und als diese dann eine Alternative in einer zunächst wirtschaftsliberalen Partei zu finden glaubte, stellte man diese sofort in die ultrarechte Ecke – und die Wähler gleich mit. Die Themen ignorierte man weiter und stellte statt dessen die „Brandmauer“ auf. Ich kann jetzt nicht bestimmen, welchen Anteil dieses Verhalten an der zunehmend radikaleren Gestalt der Alternative hat. Was die Brandmauer aber sicher bewirkte, dass jeder Versuch einer anderen Partei die Themen aufzugreifen, sofort als ein sich Anbiedern an die Rechtsradikalen diffamiert wurde.
Wie aber soll ich die Wähler ins bürgerliche Lager zurückholen, wenn ich die Themen, die diesen wichtig sind, weiter ignoriere, nur um an meinem Programm keine Abstriche machen zu müssen. Jeder Versuch einzelner Parteien oder Protagonisten diese Wähler wieder einzufangen versank in einem veritablen Shitstorm, und zum zurück Rudern. Dieses Muster hat Friedrich Merz jetzt durchbrochen, vielleicht viel zu spät, die Reaktion aber bleibt entsprechend und trifft ihn mit voller Gewalt. Die einzige, die das freuen dürfte ist Alice Weidel, die kann weiter machen wie bisher und dürfte sich fremdverdient über steigende Popularitätswerte freuen.