Ralph Chami, stellvertretender Direktor von The International Monetary Funds brachte es im Oktober auf der Valuing Natural Capital Conference in Genf auf den Punkt: „Die Leute sagen, man solle die Natur nicht mit einem Preisschild versehen, dabei hat sie längst eins, nämlich null. Das führt dazu, dass natürliche Ressourcen nicht geschätzt werden.“ Es geht also darum Geschäftsmodelle zu entwickeln mit denen durch den Erhalt der Umwelt Geld verdient werden kann.

Das ist das Wesen des Kapitalismus. Wenn dieser Punkt erst einmal erreicht ist, dann setzt die Entwicklung sehr schnell ein. Dann geht es auch mit dem Klimaschutz rasant voran. Das Problem ist nur, dass dieser Umdenkungsprozess sehr lange dauert – vielleicht zu lange. Denn niemand gibt gerne gewohnte Geschäftspraktiken auf, mit denen man noch Geld verdient, auch wenn natürliche Wachstumszyklen schon weitestgehend ausgereizt sind, und man den letzten Tropfen auszuwringen sucht, ohne den entstehenden Schaden zu berücksichtigen. Wir sehen das in der Kleidungsindustrie, wo Kollektionen inzwischen zu Billigstpreisen in den Markt gedrückt werden, die dann, teilweise ungetragen, entsorgt werden und von einem Sekundarmarkt nicht mehr aufgenommen werden können und die Müllberge noch weiter erhöhen.

Inzwischen sehen wir zwar ein allmähliches Umdenken, man beginnt die möglichen Potentiale zu sehen, aber häufig versieht man das alte Produkt erst einmal mit dem Label „nachhaltig“. Das ist sogenanntes „Green Washing“, ohne Auswirkungen auf den Schutz von Umwelt und Klima. Aber der Prozess hat eingesetzt, die Welle baut sich langsam auf. Wie gesagt, die Frage ist nur: kommt sie schnell genug in Schwung?

Im Moment ist die Haltung der Wirtschaft noch eher so, wie es auf einem zentralen Schweizer Finanzkongress, der kurz nach der eingangs erwähnten Konferenz stattfand, ganz offen gesagt wurde: „Unsere Aufgabe ist es für unsere Kunden Renditen zu erwirtschaften. Wenn man will, dass wir etwas für das Klima tun, dann muss man uns die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben machen.“

Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer, Director Innovation and TIME des Diplomatic World Institute

Zum Foto: Sinnbild des „Kapitalismus“ – die New York Wallstreet (Foto: www.pixabay.com)

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