Die Corona-Maßnahmen laufen allerorten aus, früher als ursprünglich terminiert. Dabei spricht alles dafür, dass die Pandemie zur Endemie geworden ist. Das heißt die Krankheit gibt es zwar noch, aber wir können allmählich wieder ohne Einschränkungen leben. Und doch fühlen viele sich verunsichert. Ist es nicht doch zu früh, fragen sie, derweil andere insistieren, dass die Lockerungen viel zu spät gekommen seien.

Wie immer kann man es nicht jedem recht machen. Dabei sind diese Dispositionen sehr individuell und von der Lebenserfahrung jedes Einzelnen abhängig. Sie haben aber meistens eines gemeinsam. Die Reaktionen sind selten Fakten basiert und entspringen einer häufig diffusen Gefühlswelt, geprägt von Angst oder Misstrauen. Deshalb ist es jetzt an der Zeit die Erfahrungen der Coronazeit gründlich aufzuarbeiten. Wo wurde übertrieben reagiert und wo war man nicht streng genug. Dabei darf nicht an Selbstkritik gespart werden. Auch, wenn es wieder Gruppen geben wird, die die Ergebnisse dazu nutzen werden, ein hartes Strafgericht über die Entscheidungsträger zu fordern. Es geht nicht um eine nachträgliche Verurteilung, sondern darum für zukünftige Krisen besser gerüstet zu sein. CoViD 19 war neu. Niemand konnte absehen, wie gefährlich das Virus wirklich ist. Von daher war eine höhere Vorsicht gerechtfertigt oder ist zumindest verständlich. Auf der anderen Seite wurden viele Maßnahmen nicht konsequent umgesetzt und wurden etwa durch Ausnahmen für viele nicht mehr nachvollziehbar. Wenn man Wissenschaftlern Glauben schenkt, dann werden, angetrieben von der Klimaerwärmung, uns solche pandemischen Situationen immer öfter heimsuchen. Umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein und die Instrumentarien dann möglichst punktgenau, aber auch gerecht, einzusetzen. Hinzu kommt, dass wenn solche Situationen tatsächlich öfters eintreten, ein komplettes Herunterfahren unseres Lebens, wie wir es bei Corona zumindest annäherungsweise versucht haben, immer weniger möglich sein wird. Die Erfahrung zeigt, dass eine Anpassung an veränderte Lebensumstände möglich ist. Voraussetzung dafür ist aber, dass wir die letzte Pandemie analysieren und daraus lernen. Das macht auch dann Sinn, wenn die Zukunft dann doch nicht den prognostizierten Weg nimmt.

Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer, Director INNOVATION and TIME des Diplomatic World Institute

Zum Foto: Ein Bild, das so hoffentlich lange nicht mehr zustande kommen muss (Foto: www.pixabay.com).

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