Das Europadorf möchte in die Bayernliga

Den Leserinnen und Lesern des EUROjournals ist Neudrossenfeld, die kleine Gemeinde am Rotmain, vor allem durch die alle zwei Jahre stattfindenden Neudrossenfelder Europatage bekannt. Seit 2003 findet dieses Fest für Europa in Zusammenarbeit von Gemeinde, Landkreis Kulmbach, IHK Oberfranken und der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation, der Herausgeberin des EUROjournals pro management, statt. 

Doch Neudrossenfeld steht auch für bemerkenswert guten Sport, wie nicht nur Erfolge der Volleyballer der N.H. Young Volleys (ein Zusammenschluss der Volleyballer aus Hollfeld und Neudrossenfeld) beweisen, deren Damen-Mannschaft im Vorjahr Bayernliga-Meister wurde. Auch die Fußballer des TSV Neudrossenfeld streben aktuell die Bayernliga an, als Tabellenzweiter der Aufstiegsrunde in der gerade zu Ende gegangenen Landesliga-Saison 2021/22 setzte man sich u.a. gegen die fränkischen Traditionsvereine 1.FC Herzogenaurach und SC Schwabach durch. Bis zur ersehnten Bayernliga-Rückkehr – schon 2014/15 spielten die Grün-Weißen einmal in der zweithöchsten Amateurliga – hat der Spielplan der Relegation aber vier schwere Aufgaben gesetzt. Die ersten beiden hat die Mannschaft von Trainer Markus Taschner bereits mit Bravour bestanden: das erste Relegationsduell mit dem ehemaligen Regionalligisten SV Seligenporten ging mit Siegen zu Hause (1:0 vor 550 Zuschauern) und in der Oberpfalz (2:1) klar an die Oberfranken. Die letzte Hürde stellt nun der VfB Hallbergmoos dar. Der 15. der abgelaufenen Saison in der Bayernliga Süd war nach der Vorrunde noch abgeschlagenes Schlusslicht, hätte sich mit einer hervorragenden Rückrunde (so erfolgreich wie der souveräne Meister Hankofen-Hailing) aber fast noch regulär über die Ziellinie gerettet. Gegen den starken Tabellenzweiten der Landesliga Mitte, Fortuna Regensburg, setzten sich die Kicker aus der 11 000 Einwohner zählende Flughafengemeinde aus dem Münchner Norden souverän (2:2, 3:0) durch. 

Mit seinen 3700 Einwohnern wäre das „Europadorf“ – ein offizieller Titel, der Neudrossenfeld u.a. als Gastgeber der Europatage vor einigen Jahren zugesprochen wurde – im Falle des Aufstiegs übrigens nicht einmal der kleinste Spielort im Norden. Die oberpfälzer Clubs aus Ammerthal und Gebenbach sowie die unterfränkischen Teilnehmer Abtswind und Aufsteiger Geesdorf (370 Einwohner zählender Ortsteil von Wiesentheid) beweisen, dass unter bestimmten Voraussetzungen auch in kleinen Gemeinden erfolgreich gearbeitet werden kann. So auch in Neudrossenfeld, wo sich der TSV seit 2009 immerhin auf Landesliga-Niveau hält, während einst erfolgreiche Drittliga-Vereine aus den Nachbarkommunen Trebgast und Kulmbach längst in den Niederungen des Fußballkreises angelangt sind.

Freilich profitieren die TSV-Fußballer um Abteilungsleiter Thorsten Schirmer auch vom Wiederaufstieg eines anderen oberfränkischen Traditionsvereins: etwa ein halbes Dutzend Spieler der Taschner-Elf, wie Keeper Daniel Freiberger, die Torjäger Mikel Seiter und Bas Peeters oder Abwehrroutinier Daniel Gareis stand einst in der Regionalliga für die SpVgg Bayreuth, die jüngst den Sprung in die 3. Liga schaffte, auf dem Platz. Kapitän Stefan Kolb brachte es in jungen Jahren gar auf 15 Drittliga-Einsätze beim FC Carl Zeiss Jena. Die höchsten Fußballweihen erfuhr freilich der Präsident der Grün-Weißen: der Kemnather Steuerberater Gerald Weinrich spielte zu Bayreuths Zweitliga-Jahren Mitte der Achtziger Jahre einige Male sogar im Unterhaus der Bundesliga! Für den TSV und Neudrossenfeld wäre die Bayernliga freilich vergleichbar: „Der Aufstieg in die Bayernliga wäre für unsere Gemeinde eine Riesensache,“ würdigt denn auch FEK-Vorstandsmitglied und in erster Linie Erster Bürgermeister Neudrossenfelds, Harald Hübner, die Saisonleistung der Fußballer und sieht voller Vorfreude der spannenden letzten Relegationsrunde entgegen. 

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

Anmerkung d. Red.: Die entscheidenden Aufstiegsspiele zur Bayernliga zwischen dem VfB Hallbergmoos und dem TSV Neudrossenfeld fanden am 1. Juni (4:4) und 4. Juni 2022 (0:1) statt. Im nächsten Jahr wird man einen neuen Anlauf starten. 

Zum Bild: Das erfolgreiche Neudrossenfelder Team mit Trainer Taschner (vorne rechts) nach dem Auswärtssieg in Schwabach, der zur Bayernliga-Aufstiegsrelegation berechtigte (Foto: Horst Wunner). 

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