Zum Auftakt der Neudrossenfelder Europatage 2025 stand bei der IHK für Oberfranken Bayreuth und den Wirtschaftsjunioren Oberfranken die „Sicherheit in Europa“ auf dem Programm. Mit Oberst Torsten Grefe war ein ranghoher Vertreter der Bundeswehr aus Oberfranken zu Gast. Er ist Kommandeur und Standortältester der Zentralen Untersuchungsstelle für Technische Aufklärung in Hof.
„Cyberangriffe haben das Potenzial, unsere Gesellschaft nachhaltig negativ zu beeinflussen“, sagte Oberst Torsten Grefe. Das gelte insbesondere für die Landesverteidigung. Um sich dieser Bedrohung entgegenzustellen, bedürfe es nicht nur militärischer Kräfte, sondern auch der gemeinsamen Allianz in der Cyberverteidigung. Wie bedeutsam das sei, zeige schon die Tatsache, dass das Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR) mittlerweile gleichbedeutend neben den Kommandos Heer, Luftwaffe und Marine stehe und die Zusammenarbeit mit zivilen Bereichen intensiviert wird.
„Wir sind die Schrittmacher der Digitalisierung in der Bundeswehr“, so Grefe. Er sehe das Kommando als Bindeglied zwischen moderner Technik, Aufklärung und Wirkung. Wie notwendig die Existenz einer solchen Einrichtung sei, machte der Oberst an folgender Tatsache fest: Er sprach von einer Vielzahl versuchter Cyberangriffe gegen die Bundeswehr jeden Tag. Dazu käme die latente Störanfälligkeit im Umgang mit der Technik und Risiken wie permanente Ausspähversuche. Ziel der Bundeswehr sei es deshalb, auch die Fähigkeiten im Cyberraum in der Landes- und Bündnisverteidigung zu stärken.
Zeitenwende für gesamte Gesellschaft
Der Krieg in der Ukraine, die Verschärfung der Situation im Nahen Osten und die weltweit veränderte Sicherheitslage haben natürlich auch Einfluss auf die Wirtschaft. „Die Zeitenwende betrifft die gesamte Gesellschaft“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Zu sehr habe man sich in den zurückliegenden 30 Jahren in Sorglosigkeit eingerichtet. Nun aber habe sich die Situation schlagartig verändert.
Die Sicherheit Europas im Fokus: Zum Auftakt der Neudrossenfelder Europatage konnten IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm (links), IHK-Europa-Referentin Janina Kiekebusch und Sebastian Döberl von den Wirtschaftsjunioren (rechts) Oberst Torsten Grefe von der Zentralen Untersuchungsstelle der Bundeswehr für Technische Aufklärung im Saal des Bräuwercks begrüßen (Foto: IHK Oberfranken)..
An die Unternehmer richtete Brehm den Appell, sich Gedanken zu machen, was im Spannungsfall passieren könnte. „Musterlösungen gibt es nicht, aber man sollte nachdenken, was das Thema Zeitenwende für jeden bedeuten könnte“, so der Hauptgeschäftsführer. Ziel der Kammer sei es, in dieser aktuell dynamischen Lage Entwicklungen aktiv zu begleiten und wenn möglich mitzugestalten. „Uns geht es darum, die Interessen der Unternehmen bestmöglich zu vertreten.“
Auch Sebastian Döberl von den Wirtschaftsjunioren Oberfranken stellte fest: „Die Welt ist ganz schön aus dem Takt geraten. Sicherheit ist längst kein abstraktes Thema mehr, sondern hat bereits konkrete Auswirkungen auf viele Unternehmen.“ Doch der Mittelstand sei schon immer anpassungsfähig und pragmatisch gewesen, so Döberl optimistisch. „Die Sicherheit Europas betrifft alle. Wer sollte es anpacken, wenn nicht wir.“
Von Janina Kiekebusch, stellv. Leiterin International der IHK Oberfranken