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Wieviel Hype ist in der aktuellen Diskussion um die KI? Die Auswirkungen sind bereits heute deutlich spürbar. Axel Springer etwa ist gerade dabei die Layoutabteilungen seiner gedruckten Medien radikal auszudünnen. Und aus Kommunikationsagenturen hört man, dass bekannte, bislang immer gut gebuchte Fotografen in diesem Jahr noch keinen einzigen Auftrag an Land ziehen konnten. Große Fotokampagnen lassen sich über KI Tools wie „Midjourney“ buchstäblich per Zuruf viel einfacher und vor allem günstiger erstellen.

Zerstört die KI also doch entgegen aller Bekundungen massiv Arbeitsplätze? Im Moment scheint es so. Langfristig sollte es sich aber wieder viel entspannter darstellen. Im Moment stürzt sich die Unternehmerseite auf das neue Instrument, es ist billig, es ist schnell. Statt eine Grafikabteilung brauche ich nur noch einen Studenten, der die richtigen Prompts setzt (denn ausgebildete Fachkräfte gibt es in diesem Bereich noch nicht) und kleine Fehler, die die KI (noch) macht, etwa das berühmte dritte Bein oder der sechste Finger, in Photoshop ausputzt – es wird eine Weile dauern, bis die Nachteile erkannt werden.

Das wird sich sicher noch eine Weile hinziehen, denn schon sind neue Plug-Ins längst fertig und etliche davon kommen noch dieses Jahr auf den Markt. Die verstörende Welle wird noch andere Kreativbereiche erfassen, Filmemacher etwa. Bislang erstellt die KI jede einzelne Anfrage neu, beschreibt man einen Charakter kommt jedes Mal ein anderes Bild heraus. Damit kann man keine lineare Geschichte erzählen. Doch das wird sich, wie gesagt, sehr schnell ändern.  Doch irgendwann wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Möglichkeiten beschränkt sind. Denn KI ist nicht intelligent, sie kann nur reproduzieren, aus unendlichen Datensätzen zusammensetzen. Das schränkt Möglichkeiten ein und ist mit legalen Stolperfallen gepflastert, die sich erst langsam aufbauen.

Das wird bei dem einen oder anderen Unternehmen, das jetzt vorprescht, für einen Kater sorgen. Doch bis dahin werden aber eine ganze Reihe von Fachkräften und Dienstleister um ihre Existenz gebracht sein. Der eine oder andere wird sich anpassen, neue werden nachwachsen. Das braucht Zeit. Die Berufsbilder jedenfalls werden sich massiv verändern. Denn auch mit KI kann man kreativ sein, denn die erstaunlichen Bildkreationen entstehen durch die Anfragen und Vorgaben der Nutzer. Die KI ist nicht von alleine darauf gekommen, den Papst in modischer Daunenjacke zu zeigen. Es entsteht ein neuer Umgang mit der Kreativität.

Aber auch das Handwerk, dessen bin ich mir ganz sicher, wird nicht verschwinden. Klassische, handwerklich erstellte Grafik, um bei diesem Beispiel zu bleiben, wird ihre Liebhaber behalten. Denken wir etwa an die altehrwürdige Vinylschallplatte, die wieder sehr populär ist, sodass sogar wieder neue Presswerke produziert werden oder an die Hobbyfilmer und Künstler, die inzwischen wieder auf Super8 drehen. Natürlich sind das Nischen, die aber nicht unterschätzt werden dürfen. Das kann auch nicht darüber hinweg täuschen, dass auf viele Berufe erst einmal harte Zeiten zukommen. Etliche werden Anpassungs- und Existenzprobleme bekommen. Wir hätten darauf vorbereitet sein können, denn die Entwicklung zeichnete sich ja bereits eine ganze Weile ab. Wir sind es aber nicht – und Beschönigen hilft bei der Problemlösung nicht!

Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer

Zum Foto: KI-Kunst von www.pixabay.com

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