Was macht den Bayerischen Wald um 1900 aus? Welche Orte prägen die Region? Wie leben und arbeiten die Menschen dort? Ansichtskarten sind eine herausragende Quelle, um sich diesen Fragen und dieser Gegend zu nähern, die sich ungefähr von Regensburg bis Passau und von der Donau bis zur tschechischen Grenze erstreckt.

Das Haus der Bayerischen Geschichte hat 2023 eine über 8.000 Stück umfassende Ansichtskarten- und Fotosammlung zum Bayerischen Wald erworben. Sie ist in drei Generationen zusammengekommen. Die Fotoausstellung „Menschen im Bayerischen Wald 1900 – 1950“, die seit 25. Juli 2024 kostenlos im Foyer des Museums am Regensburger Donaumarkt zu sehen ist, präsentiert mit knapp 50 Aufnahmen Highlights der Sammlung.

Bewegliche Dampfmaschinen, sogenannte Lokomobile, waren für die Entwicklung der Landwirtschaft von großer Bedeutung. Die Maschinen konnten zu ihrem jeweiligen Einsatzort gezogen werden, wo sie etwa Dreschmaschinen antrieben. Hier präsentiert sich eine Gruppe von rund 20 Erntehelfern mit Kindern und Maschinisten stolz neben der Maschine. Das Foto wurde vom Landschaftsfotografen Georg Bayerl aus Ötzing bei Tiefenbach im Landkreis Passau aufgenommen (Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte).

Neben den Ortschaften verewigen die Ansichtskarten vor allem die Menschen aus dem Bayerischen Wald: bei der Arbeit in den Glasfabriken, bei Festen wie der feierlichen Fronleichnamsprozession oder beim Fasching mit Maschkerer-Larven. Nur 100 Jahre entfernt und doch schon verloren: die Welt einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft. Lange hat man sie als hinterwäldlerisch verspottet, heute erkennt man auch die Werte des naturnahen und nachhaltigen Zusammenlebens.

Die Ansichtskarten zeigen ein ganz anderes Bild des Bayerischen Waldes jenseits von Naturidyll, Bayerisch Sibirien oder Notstandsregion. Sie rücken spektakuläre Bauprojekte. Eisenbahnbrücken über steilen Schluchten, Hotels und Musterfabriken in regelrechten Boomtowns ins Bild. Pioniere, die Schneisen in den Wald schlagen und Kulturpflanzerinnen, die die Waidler wieder aufforsten. Kommen Sie mit auf Forschungsreise in Bayerns wildem Osten.

Von Julia Lichtl M.A., Haus der Bayerischen Geschichte

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