Am 4. Mai trafen sich im Großen Saal des Historischen Rathauses von Amberg in der Oberpfalz Mitglieder und Gäste der Paneuropa-Union (PEU) Bayern zu ihrer Landesversammlung. Der öffentliche Teil stand dabei wesentlich im Zeichen des Gedenkens an den vormaligen Landesvorsitzenden und langjährigen Europaabgeordneten Heinrich Aigner, der von seiner Heimat Amberg aus einen wesentlichen Beitrag für die Werdung der modernen Europäischen Union geleistet hatte und in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Zunächst wurden die anwesenden Mitglieder aber im nicht-öffentlichen Teil mit den vereinsrechtlichen Formalitäten, die nun einmal unerlässlich sind, befasst. PEU-Landesvorsitzender Dr. Dirk Hermann Voß aus Augsburg hielt dabei kurzweiligen Rückblick auf die zahlreichen Veranstaltungen, die der Landesverband – teils in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband und der Internationalen Paneuropa-Union – in den Jahren des Berichtszeitraums durchführte, wobei hier insbesondere auch in Bayern 2022 dem 100. Jubiläum der Paneuropa-Union ausführlich gedacht wurde. Dass es die PEU auch über ein Jahrhundert nach der Gründung mit ihren vier Grundsätzen eines Europas als christliche Wertegemeinschaft, sowie der Freiheit, des Rechts und des Friedens braucht, machte erst wenige Tage vor der Zusammenkunft in Amberg die Internationale Generalversammlung der Paneuropa-Union um deren Präsidenten Alain Terrenoire in Paris klar. Auch im Hinblick auf die bevorstehenden Europawahlen stellten die Delegierten aus 26 Staaten dazu zehn Empfehlungen auf.     

Dr. Voß weiter Landesvorsitzender der Paneuropa-Union

Da der Landesverband wirtschaftlich in den Bundesverband integriert ist, war eine Befassung mit den Vereinsfinanzen nicht erforderlich, man dankte Bundesgeschäftsführer Johannes Kijas, der auch Schatzmeister der Internationalen Paneuropa Union ist, für dessen Einsatz. Ebenfalls präsent, wie wohl seit bald 50 Jahren bei fast jeder Paneuropa-Veranstaltung, war auch der Präsident der PEU Deutschland, Dr. h.c. Bernd Posselt. Das langjährige Mitglied des Europäischen Parlaments sollte im öffentlichen Teil noch ausgiebig aus seinem reichen Schatz an Erlebnissen und Begegnungen mit den Größen des Europäischen Einigungsprojekts berichten, brach zunächst vor dem von Landesgeschäftsführerin Katharina Ulrich geleiteten Wahlgang aber eine Lanze für den alten und neuen Landesvorsitzenden Dr. Dirk Voß. Der Jurist und Vizepräsident der Internationalen Paneuropa-Union wurde denn auch erwartungsgemäß einstimmig im Amt bestätigt.

Alter und neuer Landesvorsitzender: Dr. Dirk Hermann Voß

Reiche Mischung aus aufstrebender Jugend und Polit-Elite im Landesvorstand

Ebenso ohne Gegenstimme wurden die vier Stellvertreter von Dr. Voß gewählt: der krankheitsbedingt verhinderte ehemalige Finanzstaatssekretär Johannes Hintersberger aus Augsburg sowie die Sozialpädagogin Monika Remelé aus Schweinfurt und der langjährige Vorsitzende der Paneuropa Jugend, Gymnasiallehrer Christian Hoferer aus Wolnzach, wurden im Amt bestätigt, neu hinzu kommt der ehemalige Bayerische Bauminister Dr. Hans Reichhart, mittlerweile Landrat von Günzburg, der den Allgäuer Staatssekretär a.D. Alfons Zeller ablöste. Zeller gehört ebenso wie der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei Manfred Weber MdEP und Bayerns ehemaliger Landwirtschaftsminister Josef Miller und MdB Erich Irlstorfer aus Freising dem Vorstand als Beisitzer an. Daneben die Wendelsteiner Bezirksrätin Cornelia Griesbeck, Jens Reinhardt aus Oberfranken, Elke Frisch und René Vollmar aus München, der Siebenbürger Octavian-Constantin Oana und die Vertreter des Paneuropa Nachwuchses Frederick Ströhlein, Rudolf Jürgens und Raphael Wegner. In die Reihe verdienter ehemaliger Vorstandsmitglieder rückten die nicht mehr angetretenen Ursula Schleicher, ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Manfred Dumann MdL a.D. und Arbogast von und zu Franckenstein. Für Praxedis Henke wurde Matthias Dörfel aus München zum neuen Schriftführer gewählt.

Prof. Dr. Pavo Barisic, Internationaler Generalsekretär, und Dr. h.c. Bernd Posselt, Bundesvorsitzender der Paneuropa-Union Deutschland

Persönliche Erinnerungen an Dr. Heinrich Aigner

Nach diesem Reigen altbewährter, aktueller und kommender Führungskräfte der Paneuropa-Union stärkten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung, zu der auch interessierte Gäste aus Nah und Fern, etwa der ehemalige Generalkonsul Tschechiens in Bayern, Karel Borůvka aus Prag, zählten, ehe am Nachmittag in den öffentlichen Teil eingetreten wurde. Hier folgte zunächst das Grußwort des gastgebenden Amberger Oberbürgermeisters Michael Cerny, der u.a. auf die demnächst in der einstigen Oberpfälzer Hauptstadt geplanten Theaterveranstaltung über den „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz einging. Apropos Oberpfalz: mit dem Bundesschriftführer Jürgen Hecht aus Neustadt/Waldnaab war auch der prominenteste Paneuropa-Vertreter des gastgebenden Bezirks zugegen. Ein weiteres Grußwort des rumänischen Paneuropa-Vorsitzenden Alexandru Nazare, des ehemaligen Finanzministers seines Landes, folgte, ehe Generalsekretär Prof. Dr. Pavo Barišić die Grüße der Internationalen Paneuropa-Union überbrachte. In seinem Vortrag erinnerte der eigens aus Zagreb eingeflogene ehemalige Bildungs- und Wissenschaftsminister Kroatiens an die sich kürzlich zum 20. Male jährende EU-Osterweiterung. Von dieser Osterweiterung hatte einst auch Heinrich Aigner (1924-1988) geträumt, der die weltbewegenden Veränderungen der Jahre 1989-91 im Osten Europas leider nicht mehr miterleben durfte. Ebenso übrigens wie der im selben Jahr 1988 verstorbene langjährige Parteifreund Aigners Franz-Josef Strauß, wie Bernd Posselt erinnerte. Bei einer Fahrt etwa durch das Luxemburger Regierungsviertel erkenne man schon an den Straßennamen, dass international diese beiden Namen durchaus in einem Atemzug genannt werden. Dieses Erbe des ersten aus einer Reihe prägender bayerischer Europapolitiker – man denke auch an Otto von Habsburg, Ingo Friedrich, Gerhard Schmid und nicht zuletzt Bernd Posselt selbst, in den letzten Jahren natürlich Manfred Weber, aber neuerdings auch engagierte Politikerinnen wie Angela Niebler, Monika Hohlmeier oder Maria Noichl – gelte es zu pflegen, so wie es die Paneuropa-Union im letzten Jahr mit einer zehntägigen Reise auf den Spuren der wesentlichen Persönlichkeiten und Ereignissen der EU-Werdung tat.

Blick in den Rathaussaal von Amberg, wo am 4. Mai die Landesversammlung der Paneuropa-Union Bayern stattfand (Fotos: Wolfgang Otto)

Finanzminister Füracker und Dr. Voß machten Bedeutung der Europawahl klar

Auch Amberg war seinerzeit Station und man besuchte das Denkmal zu Ehren Aigners auf dem Mariahilfberg. Posselt war sehr froh und dankbar darüber, dass auch am Samstag die beiden noch lebenden Aigner-Kinder Elisabeth Zirngibl und Dr. Ulrich Aigner ebenso wie die langjährige Mitarbeiterin Heinrich Aigners, Maria Reindl, die Versammlung durch ihre Anwesenheit ehrten. Noch in diesem Jahr werde die Paneuropa Union in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Rechnungshof, auch ein „Kind“ Heinrich Aigners, eine weitere Gedenkveranstaltung durchführen.

Nach einer letzten Pause hielt mit Albert Füracker, dem Bayerischen Staatsminister für Finanzen und Heimat nun auch ein Oberpfälzer Matador Einzug in das noch zu Zeiten Kaiser Karl IV. errichtete Amberger Rathaus, nachdem Bernd Posselt zuvor auch an den im Vorjahr verstorbenen Beisitzer des Vorstands für die Oberpfalz, Gerhard Hermann, erinnert hatte. Der Minister stimmte mit seinem Vortrag „Starkes Bayern im starken Europa – Garanten für Freiheit und Wohlstand“ auf die bevorstehende Europawahl ein, die natürlich auch Dr. Dirk Voß in seinem Abschlussreferat adressierte, in dem er „Paneuropa gegen Neo-Nationalismus und für eine starke EU in der Vielfalt ihrer Regionen“ klar verortete.

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

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