Eine Kirche, zumal eine katholische, die bis auf den allerletzten Platz besetzt ist, ist heutzutage in Deutschland selten, erst recht, wenn es sich dabei um einen so großen Sakralbau wie den ehrwürdigen Kaiserdom zu Frankfurt am Main handelt.

Genau das passierte aber beim sogenannten „Karlsamt“, bei dem am 25. Januar diesen Jahres, jetzt zum zweiten Mal, Kaiser Karl des Großen gedacht wurde, der auch der erste Europäer genannt wird. Er hatte in der Tat einige aus heutiger Sicht recht modern anmutende Dinge auf den Weg gebracht.
Das sich über zwei Stunden ziehende Amt im Dom, der nie einen eigenen Bischof hatte, wurde mit allem katholischen Pomp und gleich von zwei der hohen Würdenträger zelebriert, von Bischof DDr. Felix Gmür aus dem Bistum Basel und seinen deutschen Amtskollegen, Bischof Dr. Georg Bätzing vom Bistum Limburg, zu dem auch der Frankfurter Dom gehört. Mit dem Karlsamt wurde eine alte, lange vergessene Tradition wiederbelebt, nicht zuletzt, um an die Bedeutung Kaiser Karls für Frankfurt zu erinnern.
Der hatte in der Stadt am Main eine Synode im Jahr 794 abgehalten, auf der wegweisende Entscheidungen für das Reich fielen, etwa über die Einführung einer zentralen Währung. Damit wollte Karl dem Einfluss des mächtigen Oströmischen Reiches entgegenwirken. Frankfurt war zu dieser Zeit noch eher unbedeutend. In der Einladung hieß es noch „In der Nähe von Mainz“. Es war also bei Leibe nicht allen bewusst, wo im Reich sich diese Stadt befand.
Karl ist aber nach der Synode nie wieder nach Frankfurt gekommen. Er hasste die Stadt. Er hielt sie für verflucht, weil dort seine vierte Frau, Fastrada, am Fieber erkrankte und am 10. August verstarb. Trotzdem löste diese Synode einen nachhaltigen Wachstums- und Bedeutungsschub für Frankfurt aus, sodass am Ende der Dom gebaut wurde aus einem einzigen Grund: Um dort alle deutschen Kaiser zu krönen, eine Tradition, die erst mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Anfang des 19. Jahrhunderts eingestellt wurde.
Die Stadt Frankfurt hat mit diesem Alleinstellungsmerkmal dem Alten Reich und seinem Gründer viel zu verdanken. Das Karlsamt ist eine uralte Tradition, die sich bis in das Jahr 1322 zurückverfolgen lässt, als erstmals um das Sterbedatum 28. Januar ein Pontifikalamt zu Ehren des einst als Heiligen, in der modernen Kirche zumindest in einzelnen Bistümern noch als Seligen verehrten Kaisers gedacht wird. Besonderheit ist der lateinische Lobgesang aus dem 9. Jahrhundert, in denen Fürbitte für Kaiser, Papst, Bischof, alle Regierenden und das deutsche Volk gehalten wird. In neuer Zeit spielt insbesondere der Europagedanke eine wesentliche Rolle, die in der Predigt des Hauptzelebranten zur Darstellung kommt.