Auch wenn der Veranstalter erneut steigende Aussteller- wie Besucherzahlen vermeldet, blühende Landschaften sehen anders aus. Dieser Eindruck drängt sich sofort auf, wenn man durch den Haupteingang der Buchmesse an der Frankfurter Festhalle das Gelände betritt. Der Empfang ist eiskalt. Die nackte Betonhalle 1.1, die früher mit Ausstellern und Messeleben gefüllt war, ist jetzt mit einfachen Absperrbändern und Metalldetektoren zum Sicherheitscenter umfunktioniert, durch die alle Besucher durchgeschleust werden.

Ein kleiner Teil der Fläche, lieblos abgetrennt, dient zudem als Garderobe. Willkommen heißen geht anders. Es macht sofort jedem umgehend klar, gemessen an der Vor-Corona-Zeit, ist die Frankfurter Buchmesse immer noch deutlich kleiner. Die Ausstellungsfläche ist deutlich kleiner. Auch die Verlagsbranche durchläuft eine schwere Transformation, die nicht nur digital ihre Spuren hinterlässt. Das wird auch im ganzen Stadtbild deutlich. Brodelte Frankfurt früher von Aktivitäten, von Lesungen bis Partys ist das deutlich weniger geworden, der öffentliche Nahverkehr stößt nicht mehr an seine Grenzen und Hotels ließen sich selbst noch kurz vor der Eröffnung der Messe zu vernünftigen Tarifen buchen. Früher musste man, wenn man überhaupt noch etwas in der Stadt bekam, dann für mehrere hundert Euro die Nacht hinlegen, oder vom Umland anfahren.
Die Messe selbst ist noch geschäftig, allerdings drängen sich selbst an den Fachbesuchertagen weniger Menschen in den Gängen und auch die Fachkonferenzen und Lesungen sind noch gut, oder sagen wir vielleicht lieber ausreichend nachgefragt. Dabei gibt es noch ausreichend Highlights, nicht nur auf dem Messegelände, sondern auch in der Stadt, wie die folgenden beiden Beispiele zeigen:
China stellte auf seinem VIP Event im Frankfurter Hof den englischsprachigen 5. Band der Reihe „The Governance of China“ (China Regieren) mit ausgewählten Reden des chinesischen Staatsratsvorsitzenden Xi Jinping vor. In den auf vielen Sprachen erschienenen inzwischen annähernd 3000 Seiten wird ein tiefer Einblick in das strategische Denken und Selbstverständnis der Chinesischen Führung vermittelt. In seinem Grußwort betonte der chinesische Botschafter der Volksrepublik in Deutschland, Deng Hongbo, sein Land sei bereit den strategischen Dialog und Kooperation mit Europa weiter zu vertiefen.

Am folgenden Tag feierte der deutsche Erfolgsautor Andreas Pflüger, nicht nur seinen 68. Geburtstag auf der Buchmesse, er stellte vor allen Dingen seinen gerade erschienen neuen Thriller „Kälter“ vor. Pflüger ist ein Erfolgsgarant für den Suhrkamp Verlag. Entsprechend viele Auftritte bedeutete das für den Autor, angefangen mit einem Auftritt bei DFL Lesart gleich am frühen Morgen bis hin zu einem Literaturkritiker-Empfang des Verlags im Holzhausen Schlösschen am Abend. -db-
