Malta, für den Standardeuropäer riecht das nach Urlaub, für andere eher nach Steuerparadies. Während das Erstere sicher von den Maltesern geschätzt wird ist das Zweite ein Image, von dem man sich seit geraumer Zeit zu lösen sucht. Gerade erst diesen Sommer gelang es dem kleinen Inselstaat mit inzwischen immerhin 700.000 Einwohnern sich von der „Greylist“ der FATF, der Verdachtsliste des globalen Aktionsbündnisses gegen Geldwäsche, löschen zu lassen. Doch die Ambitionen reichen viel weiter und das nicht erst seit heute.

Malta versucht sich immer wieder frühzeitig als Trendmotor innovativer Industrien zu etablieren. Im Gaming-Bereich ist das sehr gut gelungen. Die Insel ist heute im Zentrum einer globalen Branche. Und auch als die Blockchain-Technologie auf sich aufmerksam machte, war Malta weit voran einen juristischen Ordnungsrahmen für diese Industrie zu schaffen. Und zunehmend gelingt es dem Inselstaat sich global als Marktplatz für all diese Zukunftsindustrien zu platzieren. Diesen November konnten über 25.000 Teilnehmer auf der „Malta Week“ begrüßt werden. Dieses Messeereignis war damit das größte Event dieser Art, das jemals auf der Insel veranstaltet wurde. Hinter diesem Erfolg steht der Malteser Unternehmer Eman Pulis, dem es gelang sich vom „Partymacher“ in einen international erfolgreichen Investor zu entwickeln, der inzwischen mit Ikigai Ventures zusätzlich einen eigenen StartUp und Technologie Investitionsfonds initiiert hat.

Die Malta Week setzt sich aus insgesamt vier Einzelmessen zusammen, der SiGMA, dem Urevent in der Gamesbranche, das von der Technologie Messe AIBC (Artificial Intelligence and Blockchain Convention), der Online Werbemesse AGS (Affiliate Grand Slam) und dem jüngsten Spross „Med-Tech World“, bei der es um die Digitalisierung des Gesundheitswesens geht. Die vielen 5Sterne Hotels in Maltas Tourismuszentrum St. Gilians reichen schon lange nicht mehr aus den Rahmen für dieses Konglomerat zu bieten. Die kleineren Messen, AIBC und Med-Tech haben ihre Heimat im komfortablen Kongresszentrum des Hilton Hotels gefunden, die beiden großen Veranstaltungen wurden auf das Ti Qali Messegelände neben dem National Stadium, etwa 15 km entfernt, untergebracht. Diese Entwicklung ist alles andere als ideal. Es dauert schon mal eine gute Stunde, um vom Hotel zur Messe rauszufahren, da der Verkehr auf der Insel bisweilen höllisch ist. Und auch das Gelände selbst ist eine einzige Improvisation, da die vorhandene Halle längst nicht mehr ausreicht. Neben sie wird extra für SiGMA ein doppelt so großes Zelt aufgebaut und auch die sogenannte „Food Street“ ist eine Zeltlandschaft, die sich an der Längsseite der großen Zeltseite erstreckt. Hinzu kommt, dass zwar das Organisationsteam in jedem Jahr größer wird, aber dabei jedes Mal vom Wachstum überholt wird, was bisweilen zu unübersehbaren Problemen in der Organisation führt.

Trotz dieser Einschränkungen fiel das Veranstalter-Resümee positiv aus. „Unsere Teilnehmer sind gerne bereit zu Kompromissen, weil einfach die Intensität auf unseren Veranstaltungen so einzigartig ist“, fasste Pulis die Ergebnisse einer Befragung zusammen. Diese Einschätzung stützt sich auch in den Stimmen, die am Rande des Events zu hören waren. „Trotz allen Chaos, wir kommen wieder“, so ein Beispiel, oder „Das Wichtigste hier ist, dass man Menschen trifft und mit Ihnen neue Dinge anstoßen kann“, eine andere. Und tatsächlich scheinen die VIP-Dinner und die Partys, verglichen zu ähnlichen Branchenevents, einen viel größeren Stellenwert einzunehmen. Dort gelingt es dem Veranstalterteam immer wieder interessante Protagonisten der verschiedenen Industrien neu zusammen zu bringen.

Inzwischen hat Pulis begonnen das Konzept und die Marken auch in andere Länder zu exportieren. Schon im Januar nächsten Jahres werden die vier Kongressmessen in Nairobi aufschlagen, im März wird SiGMA seine Events inzwischen zum dritten Mal in Dubai an den Start bringen. Belgrad und Toronto sind weitere Orte auf der Veranstaltungsliste des kommenden Jahres. Eine Schwächung des Heimatstandortes Malta ist das wohl eher nicht, sondern eher das Gegenteil, zieht Pulis dadurch doch immer neue Teilnehmer auf die Insel. Bleibt zu hoffen, dass es ihm auch gelingt dieses Wachstum unter Kontrolle zu halten.

Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer, Direktor INNOVATION and TIME des Diplomatic World Institutes

Zum Foto: Der Mond über dem Hafen von Valetta (Foto: Dieter Brockmeyer).

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