Zu Besuch im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg

Der August ist ja der klassische Ferien- und Urlaubsmonat. Das EUROjournal will in dieser Zeit den ein oder anderen Ausflugstipp zu interessanten Ausstellungen und Orten unterbreiten. Nach dem Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt ist heute das Germanische Nationalmuseum Nürnberg (GNM) an der Reihe.

Das größte kulturhistorische Museum des Deutschen Sprachraums wurde 1853 auf dem Gelände des ehemaligen Karthäuserklosters in Nürnbergs Altstadt gegründet. Insbesondere vor dem Kontext der wenige Jahre zuvor gescheiterten Einigungsbewegung sollte eine den deutschen Kulturraum repräsentierende Gesamtschau entstehen. Dabei bezieht sich das „germanische“ weniger auf Wikinger-Helm (oder das, was wir seit Wagner dafür halten) tragende Vorzeit-„Deutsche“, sondern die in jener Zeit entstehende wissenschaftliche Disziplin der Germanistik. So standen an der Wiege des Germanischen Nationalmuseums auch so bekannte Sprachwissenschaftler wie Jakob und Wilhelm Grimm oder der Schweizer Kunsthistoriker Jacob Christoph Burckhardt.

Mit Prof. Dr. Daniel Hess, dem zwölften Nachfolger des Gründungsdirektors Hans Freiherr von und zu Aufseß (1801-1872), ist seit 2019 übrigens erneut ein Schweizer Kunsthistoriker auf das Engste mit dieser Institution verbunden. Neben seiner Tätigkeit als Lehrstuhlinhaber für Museumsforschung und Kulturgeschichte an der Universität Erlangen engagiert sich der Generaldirektor des GNM auch ehrenamtlich als Honorarkonsul der Schweiz in Nordbayern. Bereits seit 2005 hat Professor Hess am Germanischen Nationalmuseum zahlreiche vielbeachtete Ausstellungen kuratiert mit Schwerpunkt auf Kultur- und Kunstgeschichte der Renaissance und des Barocks. Ganz aktuell hat das GNM mit einer Sonderausstellung zum Werk Hans Hoffmanns (verstorben um 1591/92), seiner Zeitgenossen, aber auch seiner künstlerischen Vorgänger (Dürer!) und Nachfolger für Aufsehen und großes Interesse gesorgt. Diese Ausstellung ist nach nur drei Monaten mittlerweile bereits wieder geschlossen, was vor allem daran liegt, dass die normalerweise lichtgeschützt gelagerten Drucke und Zeichnungen über keinen längeren Zeitraum dem Licht (wenn auch unter nur 50 Lux präsentiert) ausgesetzt werden dürfen.

Für die meisten anderen der über 25 000 Exponate, die in zahlreichen Abteilungen der Dauerausstellung im Germanischen Nationalmuseum ausgestellt werden, gelten diese strengen Vorschriften glücklicherweise nicht und so können diese das ganze Jahr über besichtigt werden: Ur- und Frühgeschichte, Mittelalter, Renaissance, Barock & Aufklärung, 19. und 20. Jahrhundert sind die epochal gestalteten Ausstellungsabteilungen, daneben sind Dauerausstellungen zu so interessanten Kapiteln der Kulturgeschichte wie Handwerk & Medizin, wissenschaftliche Instrumente, Spielzeug, der Volkskunde, aber auch dem Waffen- und Jagdwesen zu sehen. Ein Besuch im GNM lohnt sich also für alle Interessenslagen, noch mehr kann dieses vertieft werden durch Teilnahme an einer der vielen didaktisch hervorragend konzipierten Führungen, die das dem GNM angeschlossene Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ), maßgeschneidert für alle denkbaren Anspruchs- und Altersgruppen, anbietet.

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

Anmerk. der Red.: Das Germanische Nationalmuseum Nürnberg ist ganzjährig außer an Montagen geöffnet. Mittwochs von 10 bis 20.30 Uhr, an den anderen Tagen von 10 bis 18 Uhr.

Zum Foto: Neben den historischen Bauten, in denen das Germanische Nationalmuseum Nürnberg untergebracht ist, wurden insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg umfangreiche Neubauten errichtet. Ein besonderer „Hingucker“ ist seit 1993 die vom Künstler Dani Karavan geschaffene „Straße der Menschenrechte“, die den Weg zum Museumseingang säumt (Foto: Wolfgang Otto).

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