Es war immer schon schick gegen die Bürokratie zu „stänkern“. Dabei wird sie zweifellos gebraucht, um das Gemeinwesen zu organisieren, möglichst gleiche Bedingungen für die Teilnahme am öffentlichen Leben zu schaffen und so fort. Doch sie neigt auch dazu, sich immer stärker auszuweiten, sich zu verselbständigen. Es wird immer mehr, immer einengender, teurer und kann am Ende sogar eine Gesellschaft lähmen.
Es scheint als näherten wir uns allmählich diesem Punkt! Gerade in den letzten 20 Jahren hat die Bürokratisierung immer mehr an Fahrt aufgenommen. Inzwischen berichten Handwerker etwa, dass sich das Verhältnis von Arbeit beim Kunden und Verwaltungstätigkeit umgekehrt hat und sie deshalb einen extra Mitarbeiter einstellen müssen, um überhaupt noch genügend Umsatz zu generieren. Gerade in Zeiten eines Fachkräftemangels ist das eine ungute Entwicklung.
Wo man hinschaut sieht man das gleiche Bild, im Gesundheitswesen, vor allem bei den Kassenärzten, auf dem Wohnungsmarkt, in dem inzwischen viel zu wenig investiert wird, weil die Vorschriften das Bauen und selbst das Vermieten viel zu komplex, zu teuer und zu risikoreich machen. Die Liste ließe sich auf beliebige Bereiche verlängern und das lähmt damit auch die Wirtschaft. Die Schuld alleine der Europäischen Union, EU, zu geben, greift zu kurz. Natürlich greift Brüssel in viel zu vielen Bereichen ein und die Abstimmungsprozesse mit den Mitgliedsstaaten, die ihre jeweils sehr individuellen Belange gewahrt sehen wollen, zögert Prozesse heraus und mehrt den Detailreichtum einer Direktive, allerdings setzt Deutschland in vielen Fällen noch etwas drauf.
Die Datenschutzgrundverordnung etwa ist sehr grundlegend gehalten, die Ausgestaltung oblag den einzelnen Mitgliedsländern. Während in den meisten Ländern die Regeln eher moderat ausgelegt werden, sind die Bestimmungen in Deutschland besonders streng. Ähnliches zeichnet sich auch wieder bei der finalen Ausgestaltung des Arbeitszeit-Erfassungsgesetzes ab.
Dabei ist die Erkenntnis der Schädlichkeit dieser Überbürokratisierung längst selbst in unserer Ampelregierung angekommen. Die Maßnahmen hingegen, die etwa das Wirtschaftsministerium angekündigt hat oder diskutiert sind eher halbherzig, müsste man doch auch idiologische Zöpfe abschneiden für die man lange gekämpft hat. Vermutlich muss unsere Wirtschaft erst noch viel stärker leiden, bevor eine echte Veränderung möglich ist. Das sind kurz- bis mittelfristig keine schönen Aussichten.