Medien, egal ob Fernsehen oder Zeitungen, greifen es gerne auf: Ein Promi, egal ob Schauspieler, Moderator, Journalist oder Politiker, hat irgendetwas gesagt, das sofort auf den Plattformen der sozialen Medien aufgegriffen, oftmals entstellt, aber auf jeden Fall zerrissen wird. Und allzu oft entschuldigen sich die betroffenen Promis hinterher oder fühlen sich falsch verstanden. Ein etwas entspannterer Umgang mit solchen „Shitstorms“ scheint angebracht. Was auffällt sind die Zahlen, die jedes Mal bei einem solchen Vorfall mitgereicht werden. Innerhalb der ersten beiden Stunden hätte es bereits 28.000 zumeist erboste Kommentare gegeben. Meistens bewegen sich, das ist jetzt mein persönlicher Eindruck, keine empirische Erhebung, die Zahlen in dieser Größenordnung. Und nach zwei Stunden reagiert eh niemand mehr darauf, denn dann sind schon wieder völlig andere Themen im Sozialen Medienstrom relevant.

Das Erste, was dazu auffällt: diese Kommentare entsprechen keinesfalls eine repräsentativen Stichprobe. Meistens reagieren nur die mit Kommentaren, die sich betroffen fühlen und schaukeln sich dann gegenseitig hoch. Das haben sie auch schon vor den Zeiten von Facebook und Co getan, nur lief das außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Das im Hinterkopf kann man sich die Zahlen noch einmal entspannt ansehen. Moderatorenurgestein Thomas Gottschalk etwa, der mit seinen flapsigen Jokes immer wieder Empörungsstürme im Netz auslöst, erreichte mit seiner letzten „Wetten, dass“ Sendung vor einem Jahr ein Publikum von knapp über 10 Millionen. Selbst, wenn ein solcher Shitstorm hier um die 100 000 negative Kommentare erreichte, wäre das gemessen an der Gesamtzahl derer, die die Sendung verfolgt haben, immer noch eine verschwindend geringe Minderheit.

Wir legen viel zu viel Bedeutung in diese Shitstorms. Sie sind für den Betroffenen unangenehm, aber ein repräsentatives Stimmungsbild in der Bevölkerung geben sie jedenfalls nicht wieder, nicht in der Unterhaltung aber auch nicht in der Politik – zumindest nicht in den allermeisten Fällen. Wir sollten also viel entspannter damit umgehen.

Bild von Klaus Hausmann auf Pixabay

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