Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich mal wieder an einem großen Wurf versucht, er will jetzt CO2 in der Nordsee speichern. Das Carbon Capture and Storage, kurz CCS, oder CO2 Abscheidung und -Speicherung auf Deutsch, war bislang in Deutschland komplett verboten. Die Braunkohleindustrie wollte das nämlich einsetzen, um ihre CO2 Bilanz zu verbessern. Da hat man es kurzer Hand verboten, weil man befürchtete, dass sich dadurch die Braunkohleverstromung länger am Leben halten würde. International gilt CCS hingegen schon lange als wichtiger Baustein der Dekarbonisierung.

Jetzt soll es also auch in Deutschland möglich werden, aber ein großer Wurf ist es jedenfalls wieder nicht. An Land etwa soll es in der Regel weiter verboten bleiben, auch wenn die Länder Ausnahmen zulassen könnten. Man hat den Eindruck, dass man im Wirtschaftsministerium nicht auf dem letzten Stand der technologischen Entwicklung ist, denn die Speicherung ist im Idealfall nur ein Zwischenschritt. Mehrere Technologieunternehmen haben Verfahren entwickelt, das eingefangene CO2 durch chemische Reaktion mit Säure, die in der Industrie ebenfalls als Abfallprodukt anfällt, in Stein zu verwandeln. Auf Island etwa gibt es seit einiger Zeit eine Pilotanlage, die diesen Stein tief in Hohlräumen im Boden einlagert.

Doch kann dieser Stein auch als Grundlage von Baumaterialien dienen, etwa für Zement oder Beton, eine Technologie, wie sie gerade von dem australischen Unternehmen MCi Carbon auf Marktreife getestet wird. Global gibt es in der Bauindustrie einen immer deutlicher werdenden Mangel an Bausand, dem so entgegengesteuert werden kann. In Deutschland könnte diese Technologie in wenigen Jahren also sowohl zur Stabilisierung des Untergrunds in Bergwerkgebieten dienen, bzw. der Bauindustrie zusätzliche Materialquellen erschließen.

Als Zwischenlager kommt die Nordsee dafür eher nicht in Frage. Vielmehr sollte man das CO2 dort auffangen, wo es entsteht, etwa in den Hochöfen des Ruhrgebiets, und dort nach kurzer Zwischenspeicherung weiterverarbeiten. Diese Idee aber scheint in Berlin noch nicht angekommen zu sein.

Bild von Talpa auf Pixabay

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