Ein außerordentliches Update des DHL Global Connectedness Trackers zeichnet ein unerwartet positives Bild von der Situation des Welthandels. Ist das Anlass zu Optimismus? Wir werden sehen. Aus der Erfahrung weiß man, dass negative Auswirkungen häufig erst verzögert sichtbar werden.

Titelbild des DHL Connectivity Trackers

Der Welthandel zeigt sich robust – trotz US-Zöllen, die derzeit so hoch sind wie zuletzt in den 1930er-Jahren. DHL und die New York University Stern School of Business haben ein Spezial-Update des DHL Global Connectedness Tracker veröffentlicht. Es bietet die erste systematische Auswertung, wie sich handelspolitische Kurswechsel in der zweiten Amtszeit von US-Präsident Trump auf den internationalen Handel und internationale Investitionen auswirken. Die Aktualisierung basiert auf über 20 Millionen Datenpunkten aus mehr als 25 Quellen und liefert einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Entwicklungen in Globalisierung und Welthandel.

Die Gesamtprognose der Studie geht davon aus, dass das globale Handelsvolumen im Zeitraum von 2025 bis 2029 jährlich um durchschnittlich 2,5 % wächst – und damit etwa gleich schnell wie im vergangenen Jahrzehnt. Ein Grund, warum der Handel trotz steigender US-Zölle weiterwachsen kann, besteht darin, dass 2024 nur 13 % der weltweiten Warenimporte in die USA gingen und lediglich 9 % der Exporte von dort kamen. Ein weiterer Faktor ist, dass die meisten Länder dem Kurs der USA bei der Einführung weitreichender Zollerhöhungen nicht gefolgt sind.

„Der DHL Global Connectedness Tracker belegt die anhaltende Stärke des globalen Handels auch bei Gegenwind“, sagte John Pearson, CEO von DHL Express. „Handelsbarrieren liegen nicht im Interesse der Welt. Aber wir sollten nie die Kreativität von Käufern und Verkäufern auf der ganzen Welt unterschätzen, die miteinander ins Geschäft kommen wollen.“

US-Zölle werden das Wachstum des Welthandels laut der Gesamtprognose der Studie zwar bremsen, aber nicht stoppen. Im Januar 2025, vor der aktuellen Welle von Zollerhöhungen, war für den Zeitraum 2025 bis 2029 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des globalen Warenhandels von 3,1 % prognostiziert worden. Inzwischen wird nur noch ein Wachstum von 2,5 % erwartet. Die stärkste Herabstufung betraf Nordamerika: Der Ausblick für die Region fiel von 2,7% im Januar 2025 auf nur noch 1,5% im September. Die meisten anderen Regionen verzeichneten geringere Herabstufungen.

Im Gegensatz dazu wurden die Prognosen für Süd- und Mittelamerika und die Karibik sowie für den Nahen Osten und Nordafrika sogar angehoben. Die meisten Länder in diesen Regionen sind in geringerem Maße von US-Zollerhöhungen betroffen. Der Handel im Nahen Osten wird außerdem voraussichtlich von höherer Ölproduktion und mehr Exporten profitieren.

Darüber hinaus sieht die Studie, dass der internationale Handel in der ersten Jahreshälfte 2025 schneller gewachsen ist als in jedem anderen Halbjahr seit 2010 – mit Ausnahme der Erholung nach dem pandemiebedingten Einbruch. US-Importe sind Anfang 2025 sprunghaft angestiegen, weil Käufer ihre Bestellungen wegen der angekündigten Zollerhöhungen vorziehen wollten. China konnte den Rückgang seiner Exporte in die USA vollständig ausgleichen – durch verstärkte Lieferungen in die ASEAN-Region (Association of Southeast Asian Nations) sowie durch deutlich mehr Exporte nach Afrika, in die EU und weitere Märkte. Selbst nachdem die Vorzieheffekte in den USA abgeklungen waren, blieb das globale Handelsvolumen über dem Niveau des Vorjahres. -db-

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