In Italien war ChatGPT kurzzeitig verboten, und der KI Pionier Geoffrey Hinton verließ jetzt Google und warnt inzwischen eindringlich vor den Risiken eben dieser künstlichen Intelligenz, die er mit begründet hat. Von daher sollte er es eigentlich wissen. Haben wir uns also unser eigenes Grab geschaufelt?
Diese Frage kommt jedes Mal aufs neue auf, wenn eine neue Technologie sich anschickt unser Leben grundlegend zu verändern. Bislang waren diese Ängste immer weit überzogen. Die Chancen stehen gut, dass es auch dieses Mal wieder so sein wird. Dafür gibt aber keine Garantie. Tatsache ist, dass die technischen disruptiven Wellen immer heftiger werden und in immer kürzeren Abständen kommen. Viele fühlen sich dadurch immer mehr überfordert.
Allerdings ist künstliche Intelligenz eine Technologie, die (noch) nur das reproduzieren kann, was wir ihr vorher beigebracht haben. Eigene Ideen kann KI weder generieren noch umsetzen. Es sei ein Assistent, der unser Leben erleichtern, uns stupide Tätigkeiten abnehmen würde. In der Tat haben neue Technologien in der Vergangenheit etwa die Wirtschaft immer beflügelt. Bei der Einführung des Personal Computers etwa war befürchtet worden, dass massiv Arbeitsplätze vernichtet würden. Am Ende sind mehr entstanden.
Allerdings war der Umbruch auch hier recht hart. Viele verloren ihre angestammten Jobs, da sie sich nur schwer auf den Computer einstellen konnten und es dauerte eine ganze Weile, bis eine neue Generation herangewachsen war, die mit den neuen Möglichkeiten umgehen konnte. Die Umbrüche, die wir jetzt erwarten, sind größer als bei der Einführung des PC. Und wieder ist der Übergang das Problem, Niemand kann bereits absehen, was da genau auf uns zukommt. Das gilt umso mehr, da wir die tatsächliche Entwicklung auf den Arbeitsmärkten nicht einschätzen können. Haben wir tatsächlich dauerhaft zu wenig qualifizierte Arbeitnehmer, dann kann dieser Übergang viel milder ausfallen, als wir im Moment absehen. So sollen in absehbarer Zeit alleine in Deutschland wie vom Branchenverband prognostiziert etwa 60.000 Kraftfahrer fehlen, die wunderbar von autonomen Systemen kompensiert werden könnten.
Ein anderes Problem, dass die neue Technologie hervorragend zur Überwachung eingesetzt werden kann und auch autonome Waffensysteme, die selbständig im „Einsatzraum“ operieren, sind keine Science Fiction mehr. Das sind zugegeben beunruhigende Aussichten. Weltuntergangstimmung und Panik sind aller Voraussicht nach unnötig, große Umbrüche mit großen sozialen Verwerfungen sind aber zu erwarten und das in global instabilen Zeiten. Es sind spannende, aber auch unruhige Zeiten, die immer neben Gewinnern auch Verlierer mit sich bringen. Die Frage ist in welchem Verhältnis und wie lange es anhält. So oder so, am Ende wird die Welt eine andere sein. Ob schlechter oder besser bleibt abzuwarten.
Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer
Foto: Künstliche Intelligenz (Image by Gerd Altmann from Pixabay)