Wir haben nicht nur Krieg in Europa. Es ist kaum in unserem Fokus, dass die Situation einer Jahrzehnte anhaltenden Friedensperiode in Europa nicht mit der weltweiten Situation korrespondiert. Kriege gab es an vielen Punkten der Welt. Europa war zwar lange unberührt, aber doch an zahlreichen Stellvertreterkonflikten beteiligt.
Das wir das normalerweise nicht wahrnehmen hängt damit zusammen, dass diese Konflikte weit von uns weg sind, kaum Auswirkungen auf uns haben und, wenn überhaupt, nur wenige Flüchtende zu uns schicken. Die spärlichen Medienberichte verblassen schnell. Anders sieht es da aus, wenn der Konflikt in unserer Nachbarschaft ausbricht oder gar massive Auswirkungen auf uns hat. Dabei bringen auch die „kleinen“, regionalen Konflikte immenses Leid für die lokale Bevölkerung. Meistens werden diese Konflikte von außen mit Geld oder Waffen noch zusätzlich befeuert, denn es geht um Einfluss auf die Region, oder um Bodenschätze. Es sind eher kurzfristige Vorteile. Man müsse erst die Gefahr abwehren, bevor man an eine dauerhafte Befriedung denken könne, so das immer wieder in den Medien gehörte Argument.
Dabei gäbe es eine im Ansatz einfache Lösung, wie sie etwa hier in Europa funktioniert hat. Sie heißt Basiswohlstand für alle. Menschen die grundsätzlich mit ihrer Situation zufrieden sind, greifen selten zu Bomben und Waffen. Von fairem Handel mit den Ressourcen der Region würde nicht nur die Bevölkerung profitieren, sondern der Welthandel insgesamt. Doch davon sind wir weit entfernt, wenn man etwa sieht wie sich China den Zugang zu afrikanischen Bodenschätzen sichert und dabei den Einfluss des Westens zurückdrängt, der sich zuvor diese billigen Ressourcen noch in seiner Kolonialvergangenheit gesichert hatte. Wie immer geht es um den kurzfristigen Vorteil des mächtigsten Spielers.
Hinzu kommen, gerade in Afrika, noch regionale Spannungen, die just ihre Wurzel in Fehlern haben, die in der Kolonialzeit gemacht wurden, und inzwischen kaum noch zu korrigieren sind. Die damals gezogenen Ländergrenzen reissen Stammesgebiete auseinander. Der Stamm, der in einem Staat die Mehrheit bildet, ist im anderen die Minderheit. Das führt fast zwangsläufig zu Ausgrenzungen und Spannungen.
Doch wenn es gelingt den Grundwohlstand in diesen Ländern anzuheben, könnte das freilich helfen auch dieses Problem zu lösen. Deutschland will jetzt mehr mit Afrika kooperieren, um seine Abhängigkeit von China zu reduzieren. Das könnte tatsächlich den afrikanischen Ländern helfen, wenn damit nicht neue Konflikte mit China aufgebaut werden. Denn auch in Afrika hat China sich inzwischen einen Vorteil erarbeitet. Ein Ende des Trauerspiels ist damit wieder nicht in Sicht.
Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer
Foto: Dieter Brockmeyer