Seit vielen Jahren leistet unsere Partnerorganisation GPB Europaverein e.V. aus Eschweiler mit den „Nachrichten aus Europa“ einen aus dem EUROjournal pro management nicht mehr wegzudenkenden Beitrag. „Wie tickt Europa“ gibt einen schönen Überblick, wie die wichtigsten europäischen Themen in den führenden Publikationen der EU-Mitgliedsstaaten aufgenommen werden.   

6. Januar 2023 – Kroatien ist Teil von Eurozone und Schengen-Raum

Das EU-Mitgliedsland Kroatien ist zum 1. Januar 2023 sowohl der Eurozone als auch dem Schengen-Raum beigetreten. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Zagreb sprachen Premier Andrej Plenković und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von einem „historischen Augenblick“ und einem „Tag für die Geschichtsbücher“. Die Reaktion der Presse reicht von Applaus bis Kritik.

Ungarn – Népszava – Forint ebenfalls verabschieden

Die gemeinsame Währung wäre auch für Ungarn vorteilhaft, meint Népszava:

„Es sagt wohl etwas aus, dass vier unserer fünf EU-Nachbarn den Euro bereits eingeführt haben. Die gemeinsame Währung hat zahlreiche Vorteile: Wir könnten die Wechselkursverluste, die wir hierzulande mit dem Forint so oft erlebt haben, vermeiden, außerdem würde sie das Leben für Investoren und Touristen leichter machen. Die Slowaken und die Slowenen zum Beispiel sind bereits dankbar für den Tag, an dem sie den Euro eingeführt haben.“

Schweiz – La Tribune de Genéve – Dankeschön für Flüchtlingsabwehr

Kroatien wurde zur Belohnung für seine harte Abwehr von Schutzsuchenden in den Schengen-Raum aufgenommen, empört sich La Tribune de Genève:

„Länder wie Kroatien, die uns eifrig vor dieser ‚zivilisatorischen Bedrohung‘, wie es der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán formulierte, schützen, werden dafür belohnt, indem sie noch weiter in den Kreis der europäischen ‚Happy Few‘ aufgenommen werden. Wir sind in unserer Widerstandslogik gefangen und weigern uns, den Tatsachen ins Auge zu sehen: Eine hermetisch geschlossene Grenze ist ein Mythos. Unsere Anstrengungen werden höchstens das Geschäft der Schleuser fördern.“

Kroatien – Večernji list – Beweis für den Fortschritt

Večernji list betont die Bedeutsamkeit des Beitritts:

„Kroatien als Staat und seine Bürger, gemeinsam mit der gesamten EU, der wir seit 2013 angehören, schreiten fort und erreichen die gesteckten Ziele, das Leben zum Besseren zu verändern. Darin liegt der historische Wert des gestrigen Tages, der so wichtig ist im Leben dieses europäischen Staates und dieser europäischen Nation wie kein anderer. … Vollwertiges Mitglied der EU zu sein, ohne Mitglied im Schengen-Raum und der Eurozone zu sein, war so, als wären wir nur mit einem Bein europäisch integriert. Wir haben uns Mühe gegeben, auch dem einen Wert abzuringen, doch stehen wir jetzt erst mit beiden Beinen im Zentrum der europäischen Integration.“

Kroatien – Jutanji list – Keine Garantien, aber Chancen

Jutarnji list mahnt hingegen: „Der EU-Beitritt vor zehn Jahren – mit zehn Jahren Verspätung – sowie jetzt zur Eurozone und dem Schengen-Raum sind lediglich Chancen, keine Garantien. Gestern sind keine gebratenen Gänse vom Himmel gefallen. Die Delikatessen müssen weiterhin verdient werden, seien sie Fleisch oder Fisch. Die Probleme, deren Ursachen im Ausland liegen, kann Kroatien nur schwer selbst lösen, weshalb die EU-Mitgliedschaft praktisch ist. Kroatien hat jedoch bewiesen, dass es auch selbständig reagieren kann: niemand anderes hat sein Territorium in den Neunzigern von den Besatzern befreit… Andererseits hat Kroatien auch gezeigt, dass es nicht imstande ist, selbst geschaffene Probleme zu beseitigen, statt sie noch zu vergrößern.“

4. Januar 2023 – Klimawandel: Skigebiete ohne Schnee

Der Winter ist zu warm: Dieser Tage erlebt der Tourismus in den Alpen ein Debakel. Gewohnter Wintersportbetrieb geht nur in sehr hohen Lagen, tiefer tauen auch die Kunstschnee-Pisten weg. Mittelgebirge und Alpenvorland sind schneefrei. Kommentatoren fordern ein Umdenken und fragen sich: Was können die betroffenen Regionen tun?

Österreich – Wiener Zeitung – Neue Konzepte für warme Zeiten gesucht

Laut der Wiener Zeitung steht der Wintertourismus vor der Herausforderung, neue Wege zu beschreiten:

„Der Wintertourismus verkommt angesichts der schmalen Kunstschneebänder, die sich auf saftig grünen Hängen ins Tal ziehen, zur Groteske. Die Touristiker in den Regionen entlang des Alpenbogens werden ihre Wintertourismuskonzepte überdenken müssen – das hat es auch schon beim Beginn der Corona-Pandemie geheißen, passiert ist bisher freilich wenig. … Freilich: Es kann noch Schnee kommen, der astronomische Winter ist noch lang. Der Trend geht aber – und das hat die Wissenschaft vorausgesagt – in Richtung viel zu warm, viel zu trocken. … Vor allem: Das ist erst der Anfang. Das Dumme ist: Klimapanik wird die Menschheit leider nicht weiterbringen.“

Frankreich – Libération – Schneekanonen sind nicht die Lösung

Es gilt nun, klimakonforme Reisekonzepte für die Bergwelt zu erfinden, drängt die Geografin Magali Reghezza-Zitt in Libération:

„Anstatt die Schneekanone zu fetischisieren, könnte man vielleicht beginnen, ernsthaft über Veränderungen bei Vorgehensweisen, über Umstellungen und Verlagerungen nachzudenken. … Tausende Jobs hängen davon ab. Nichts ist vorherbestimmt. Wissenschaftliche Arbeiten über die Konzeption touristischer Orte erinnern daran, dass diese Tätigkeit ständig neu erfunden wird. … Das sich wandelnde Klima erfordert, keine neuen Pisten mehr zu eröffnen und nicht länger in Infrastruktur zu investieren, die in einigen Jahren aufgegeben wird. Es erfordert, Gebiete finanziell zu unterstützen, die einen Strukturwandel angehen.“

Von Kollegiumsmitglied Annelene Adolphs, Europaverein GPB e.V.

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