Am Sylvestertag 2022 endete das Gott erfüllte Leben des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im gesegneten Alter von 95 Jahren. Ein Tod, der die Deutschen und insbesondere die Bayern besonders angerührt hat, schließlich war Joseph Ratzinger, der gebürtige Marktler, Theologieprofessor in Regensburg, Erzbischof von München und Freising, später Kurienkardinal und letztlich Heiliger Vater das, was in manchem Medium gerne mit „Einer von uns“ beschrieben wurde.

Das mag in Bezug auf die bodenständige bayerische Natur des einstigen Pontifex vielleicht noch angehen, stößt aber schnell an Grenzen: das wahre Gottesgeschenk, in sich gleichermaßen einen so überaus scharfen Verstand wie einen fast kindlich zu bezeichnenden Glauben zu vereinen, ist ein überwältigendes Alleinstellungsmerkmal des Petrusnachfolgers gewesen, wie es selbst bei den großen Kirchenlehrern nur alle paar hundert Jahre einmal vorzukommen scheint. Joseph Ratzinger wird deshalb nicht nur in die Geschichte der römisch-katholischen Kirche, sondern auch die europäische Geistesgeschichte eingehen.

Und trotzdem hat der Heilige Vater insbesondere seinen bayerischen Landsleuten bei den Besuchen in der Heimat, aber auch zahllosen Audienzen in Rom, immer wieder das Gefühl vermitteln können, tatsächlich einer der ihren zu sein. Auch einige Mitglieder des Redaktionskollegiums unseres EUROjournals hatten Gelegenheit, Freude und Privileg an unterschiedlichen Stationen im Leben des emeritierten Papstes mit diesem großen Kirchenmann zusammenzutreffen. Sicher wird sich etwa Gerhard Danzl, 2013 Träger der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV., in diesen Tagen ganz besonders intensiv an den September 2006 erinnern. Als der Heilige Vater damals seine bayerische Heimat besuchte, war der Polizeidirektor aus Feucht bei Nürnberg als Einsatzleiter der Bereitschaftspolizei für die Sicherheit des stets von Anhängerinnen und Anhängern umringten Kirchenoberhaupts hauptverantwortlich. Er kam ihm dabei ebenso nahe wie auch viele Politikerinnen und Politiker von der kommunalen bis hinauf zur europäischen Ebene. Stellvertretend für diese Personengruppe, von denen sich auch einige unter den Preisträgern der FEK-Auszeichnungen befinden, soll der Vizepräsident des Bayerischen Landtages, Karl Freller, zu Wort kommen.

Die Staatssekretäre Hans Spitzner (von links) und Karl Freller (neben Gattin Monika) begrüßten Papst Benedikt XVI. im September 2006 zusammen mit Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber in der Münchner Residenz (Foto: Bayerischer Landtag).

„Papst Benedikt XVI. war für mich ein menschlicher Papst, der ein bewundernswertes Lebenswerk hinterlässt, aber auch die Demut besaß, Fehler
zu bekennen. Und er bewies Größe, als er seine Kräfte schwinden sah und das
Papstamt in jüngere Hände gab,“ kommentierte der vor seiner politischen Laufbahn als katholischer Religionslehrer aktive Freller das Ableben des emeritierten Papstes aus Bayern. Karl Freller, damals Kultusstaatssekretär, erinnert sich noch gut an das Treffen mit Joseph Ratzinger am 9. September 2006 in der Münchner Residenz, als Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber dem Papst sein Kabinett vorstellte. Der Papst habe sich damals bei ihm nach dem Stand des Religionsunterrichtes in Bayern erkundigt und dankte für die Mühen um eine optimale Unterrichtsversorgung.

In der Domkirche seines Heimatbistums Passau wird dem verstorbenen Heiligen Vater ebenso gedacht wie an so vielen Orten auf der ganzen Welt (Foto: Wolfgang Otto).

Aber nicht nur der Religionsunterricht war dem Landespolitiker und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten ebenso wie selbstverständlich auch dem Papst stets ein wichtiges Anliegen, sondern auch der interreligiöse Dialog und insbesondere die Versöhnung mit dem Judentum. Hier kam es – ebenfalls auf der Bayern-Reise im Spätsommer 2006 – zu einer geschichtsträchtigen Begegnung. In Regensburg besuchte der Heilige Vater die dortige Jüdische Gemeinde und tauschte sich mit den Vertretern einer der ältesten Kultusgemeinden in Deutschland aus. Bei diesem Gespräch, an dem auch eine Reihe von Journalistinnen und Journalisten teilnehmen konnten, war es auch dem Regensburger Gerd Otto, schon damals Mitglied unseres Fachbeirats, vergönnt, Augen- und Ohrenzeuge zu werden. Wie viele andere trug sich auch er am 2. Januar in das für den Verstorbenen ausgelegte Kondolenzbuch in St. Stephan in Passau, der Domkirche von Joseph Ratzingers Heimatbistum, ein.   

Vom Leiter der Chefredaktion Prof. Dr. Wolfgang Otto

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