FEK-Jahrestreffen suchte böhmische Spuren in Regensburg und Lauf

Wie vielfältig und trotz aller historischer Belastungen durchaus zukunftsträchtig die deutsch-tschechischen Beziehungen sind, hat einmal mehr das Jahrestreffen der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation (FEK) Ende November verdeutlicht. „Von Anfang an galt das Interesse der Fördergesellschaft vor allem den deutsch-tschechischen Nachbarschaftsbeziehungen,“ betont FEK-Vorstandsvorsitzender und Tagungsleiter Prof. Dr. Wolfgang Otto nicht zuletzt mit Blick auf Mitstreiter wie den tschechischen Botschafter a.D. Karel Borůvka oder den ehemaligen Honorarkonsul des Nachbarlandes in Nordbayern, Hans-Peter Schmidt.

Das Jahrestreffen in Regensburg begann mit einer Führung durch die Ausstellung „We love Picasso“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie, in dem das kulturelle Erbe der „Deutschen im östlichen Europa“ erforscht, vermittelt und bewahrt wird. Die Kunsthistorikerin Gabriela Kaskova konnte gerade diesen Aspekt durchaus eindrucksvoll in das Beziehungsgeflecht zahlreicher mittel- und osteuropäischer Künstlerinnen und Künstler mit dem Phänomen Picasso einbinden.

Wie Picassos Werk tschechische, polnische und deutsche Künstlerinnen und Künstler beeinflusste, lässt sich derzeit im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg erleben (Foto: Hans-Peter Weiß).

Internationales Teilnehmerfeld beim „sportlichen“ Auftakt am Freitag

Beim anschließenden Gesprächsformat EUROjournal Forum, bezugnehmend auf das Magazin, das die FEK seit bald 25 Jahren herausgibt, wurde ein weiterer FEK-Schwerpunkt angesprochen, nämlich die Zusammenarbeit mit Europa bewegten Partnervereinen wie sie vielfältiger kaum sein könnten. Ein abendlicher Spaziergang von der Ostdeutschen Galerie in das Vereinsheim des Drittligisten Donau Volleys Regensburg ließ den Gästen aus Madrid, Frankfurt, München, Nürnberg, Neunburg und Prag, um nur einstige Residenzstädte des alten Europas zu nennen, Frischluft tanken. Auch der neu ernannte Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, Tobias Gotthardt, ließ es sich nicht nehmen, seine Leidenschaft für Europa zum Ausdruck zu bringen. Bereits im Mai hatte der damalige Vorsitzende des europapolitischen Ausschusses im Bayerischen Landtag schließlich die Laudatio auf den litauischen Außenminister Gabrielius Landsbergis gehalten, der in Neudrossenfeld mit der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. ausgezeichnet wurde.

Dieter Brockmeyer aus der EUROjournal Chefredaktion, Botschafter a.D. Karel Borůvka, Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Wolfgang Otto und sein Stellvertreter Bürgermeister Harald Hübner freuten sich über die Teilnahme von Staatssekretär Tobias Gotthardt beim FEK-Jahrestreffen (Foto: Hans-Peter Weiß).

Dass die alle zwei Jahre stattfindenden Europatage natürlich auch in Regensburg Thema waren, unterstrich die Teilnahme von Neudrossenfelds Bürgermeister Harald Hübner. So waren die kommenden Europatage 2025 ebenfalls bereits Thema wie einige Veranstaltungen, die – wiederum mit Böhmen-Bezug – im 25. Jubiläumsjahr der FEK 2024 geplant sind. So kündigte Johann Fischer, Vorstandsmitglied und Programmverantwortlicher der Akademie Ostbayern-Böhmen, die aktive Beteiligung des in Neunburg vorm Wald beheimateten Vereins beim nächsten Deutsch-Tschechischen Kolloquium im Herbst 2024 an. Ein weiteres Kollegiumsmitglied des EUROjournals, Hans-Peter Weiß, stellte eine interessante Neuerscheinung zur Zeit des „Eisernen Vorhangs“ zwischen Bayern und der CSSR vor. Zudem sprach Dieter Brockmeyer, Director Innovation und Time des Diplomatic World Institutes Brüssel, zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Brockmeyer rückte für den im Frühjahr verstorbenen Prof. Dr. Helmut Wagner zuletzt in die Chefredaktion des EUROjournals auf. Auch an das im Mai verstorbene Kollegiumsmitglied Horst Wunner erinnerte Wolfgang Otto, der aber auch über drei Neuzugänge in diesem Gremium berichten durfte: den Innovationsexperten Alexander Pinker, den Medienjuristen Prof. Wolfgang Thaenert, ehemaliger Direktor der Landesmedienanstalt Hessen, und den Geologen und Berater Dr. Jan Witte.     

Gute Stimmung herrschte im Vereinsheim der Donau Volleys Regensburg am ersten Abend des Kolloquiums. Vorne rechts der extra aus Madrid angereiste spanische Politologe Dr. Vicente Rodriguez-Carro und Regensburgs ehemaliger zweiter Bürgermeister, Slavist Walter Annuß (Foto: Hans-Peter Weiß).

Kulturhistorischer Tag in Regensburger Stadtpfarrkirche und Laufer Wenzelburg

Ehe man tags darauf in das Deutsch-Tschechische Kulturzentrum Wenzelburg in Lauf aufbrach, um dort mehrere Ausstellungen zu besuchen und eine „kulturhistorische Annäherung an die Heiligen Wenzel, Wolfgang und Heinrich“ zu suchen, begeisterte Dr. Hermann Reidel mit seiner Führung durch die Stadtpfarrkirche St. Wolfgang in Kumpfmühl. Die Ausführungen des langjährigen Leiters der Bischöflichen Kunstsammlungen waren die perfekte Grundlage für die Vorträge der Historiker Bernd Rill und Dr. Georg Köglmeier, die zum politischen und geistigen Umfeld der Heiligen Wenzel, Wolfgang und Heinrich sprachen.

Der renommierte Kunsthistoriker Dr. Hermann Reidel führte durch einen der architektonisch wohl interessantesten modernen Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts in Regensburg. In der Laufer Wenzelburg referierten Bernd Dieter RILL (Mitte) und Dr. Georg Köglmeier vom Regensburger Lehrstuhl für Landesgeschichte (Fotos: Wolfgang Otto).

Zuvor hatten FEK-Präsident Dr. Gerhard Krüger, Laufs Bürgermeister Thomas Lang, Konsul a.D. Hans-Peter Schmidt und MdL a.D. Christa Naaß, die Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung, die Gäste bei ihrem Ausflug ins Mittelfränkische begrüßt. Ehe sich der FEK-Tross wieder auf die Reise nach Regensburg machte, wartete mit der Führung durch die Laufer Felsenkeller durch Stadtführer Rolf Hoffmeyer-Zlotnik ein abschließendes Highlight auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die den Abend gemeinsam im Regensburger Traditionsgasthaus „Bischofhof am Dom“ ausklingen ließen.

FEK-Präsident Konsul Dr. Gerhard Krüger (mit Moderator Prof. Dr. Otto), Laufs Erster Bürgermeister Thomas Lang, Konsul a.D. Hans-Peter Schmidt und MdL a.D. Christa Naaß richteten Grußworte an die FEK-Delegation (Fotos: Wolfgang Otto).

Stadtführer Rolf Hoffmeyer-Zlotnik (links) begeisterte mit seiner Führung durch die Felsenkeller unter dem Marktplatz und den angrenzenden Häusern der Stadt Lauf (Foto: Wolfgang Otto).

Regensburger Stadtarchiv Gastgeber am Sonntag

Den Schlusspunkt des dreitägigen Treffens setzte im historischen Runtingersaal ein Mosaik von außerordentlich vielgestaltigen Themen rund um „böhmische Spuren in Regensburg“. So gab Lorenz Baibl als Leiter des Amtes für Kulturelles Erbe der Stadt einen spannenden Einblick in die weitere Entwicklung des Stadtarchivs, seine archivpädagogische Mitarbeiterin OStRin Martina Köglmeier präsentierte zudem eine hochrangige Auswahl von Archivalien mit konkretem bayerisch-böhmischem Bezug vom 14. bis 20. Jahrhundert.

FEK-Präsident Dr. Krüger aus Nürnberg, Johann Fischer von der Akademie Ostbayern-Böhmen aus Neunburg vorm Wald und Maria Danzl aus Feucht studieren die interessanten Archivalien des Regensburger Stadtarchivs (Foto: Hans-Peter Weiß).

Mit Blick auf die Handschriften aus der Zeit von Karl IV., dem spätmittelalterlichen römisch-deutschen Kaiser und böhmischen König, fragte der Germanist Dr. Michael Neecke durchaus augenzwinkernd, ob es denn die Autobiografie des Kaisers überhaupt wirklich gibt. Nicht minder spannend auch der Einblick, den Dr. Wolfgang Janka von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit Blick auf die Entstehung der Ortsnamen in der Oberpfalz gab, und dies aus den verschiedenen Perspektiven keltischer, romanischer, slawischer oder bairischer Schrift- und Mundart. Schließlich durfte auch der Blick in die Gegenwart nicht fehlen. Walter Annuß als Regensburger Bürgermeister zur Zeit des Vertragsschlusses und der Bachelorstudent der Germanistik Marek Ortman von der Westböhmischen Universität erinnerten an nun 30 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Regensburg und Pilsen.

Die Referenten Gastgeber M.A. Lorenz Baibl, Botschafter a.D. Karel Borůvka, Dr. Wolfgang Janka, Dr. Michael Neecke, Marek Ortman und Referentin OStRin Martina Köglmeier bei ihren Vorträgen im historischen Runtingersaal (Fotos: Hans-Peter Weiß, Wolfgang Otto).

Von Kollegiumsmitglied Gerd Otto

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert