Es war ein Selbstversuch – und es war ernüchternd, nach allem, was ich zuvor über ChatGPT gehört hatte. Allerdings ist es nur eine Momentaufnahme mit der Basisversion. Es sagt also nichts darüber aus, was man mit den entsprechenden „Extensions“, also Softwareerweiterungen, machen kann oder was bereits als Updates in den Schubladen der Entwickler schlummert. Doch beginnen wir da, wo man es immer sollte, am Anfang.

Ich wollte einfach sehen, was ChatGPT über mich findet: „Schreibe einen Vorstellungstext auf LinkedIn für Dieter Brockmeyer“. Die Antwort war, dass es zu diesem Namen nichts sagen könne, lieferte aber eine ganz brauchbare, wenn auch einfache Vorlage für einen Text, in den ich nur meine Spezifika hätte eintragen müssen. Meine Frage war nun, warum es nichts zu mir sagen könne. Weil es mehrere Personen mit diesem Name gebe. Ich spezifizierte also mit der Ergänzung Diplomatic World Institute. Als Antwort kam eine Beschreibung des Instituts, die mit unseren tatsächlichen Schwerpunkten nichts zu tun hatte, eine Verbindung zu mir könne nicht nachgewiesen werden. Mein letzter Versuch war die Frage nach einem deutschen Publizisten meines Namens, und siehe da, es fing an eine umfangreiche Biographie auszugeben: 1944 geboren, Autor bei der Süddeutschen Zeitung und Anfang der 1990er Jahre Chefredakteur von Die Zeit…. HALLO! Da war doch Theo Sommer der Chefredakteur. Kurz, wie schon beim DWI hat ChatGPT willkürlich Versatzstücke zusammengefügt, sehr schlüssig, aber eindeutig falsch!

Bitte nicht falsch verstehen. Ich habe kein Problem damit, dass ChatGPT mich nicht kennt. Es ist noch ein geschlossenes System mit einem beschränkten Datensatz der 2021 erstellt wurde. Hätte ich nach der Relativitätstheorie von Albert Einstein gefragt, wäre das Ergebnis ein ganz anderes gewesen. Zudem dürfte diese Einschränkung schon bald Geschichte sein. Browser-Erweiterungen etwa zu Google Chrome oder MS Bing gibt es bereits. Die geben vollen Zugriff auf die jeweilige Suchmaschine und erweitern damit die Datenbasis grenzenlos.

Das Problem ist aber, dass ChatGPT „lügt“. Man nie sicher sein kann, ob das ausgegebene Ergebnis auch stimmt. Würde es einfach sagen, dass die Datenbasis für eine Antwort nicht ausreicht, würde das Aufwand, Energie und falsche Ergebnisse sparen. So aber sucht es weiter und setzt zufällig passend scheinende Bausteine zusammen. Das kann auch in der grenzenlosen Datenwelt des Internets passieren, wir wissen es nicht. Ohne komplizierte Verifizierung wird es nicht gehen, es sei denn der ChatGPT Betreiber OpenAI bessert noch einmal nach. Das Potential jedenfalls bleibt beeindruckend und verstörend, denn wir stehen in der Entwicklung noch immer am Anfang.

Von Kollegiumsmitglied Dieter Brockmeyer

Zum Foto: Image AI generated von www.pixabay.com/Alexandra_Koch

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